462 Die Vorbereitungen für den Angriff im Westen 1918
Infanterie das Leben zu erleichtern geeignet war. Ich führte schon aus,
daß unsere Kraftwagenindustrie reichlich mit Anfertigung von Lastkraft-
wagen zu tun hatte, und daß wir deren nicht genügend besaßen, um die
Infanterie, wie bei der Entente, den Einflüssen des Schlachtfeldes lange
fern zu halten und sie aus bequemer Unterkunft doch rechtzeitig zur Stelle
zu haben. Ich erwähnte, daß ich deshalb den größten Wert auf die Be-
schaffung von Lastkraftwagen legte. War unsere Betriebsstofflage un-
günstig, so waren eben auch die Betriebsstoffe zu vermehren. Der Last-
kraftwagenbau durfte nicht leiden. Wir konnten für den Nachschub und
die Beförderung unserer Infanterie auf Lastkraftwagen nicht genug tun.
Die Armee-Oberkommandos haben es oft schmerzlich empfunden, daß ihnen
solche nicht genügend zur Verfügung standen. Wenn mir die Chefs über
die schwierige Versorgung, namentlich mit Munition, klagten, sie mit dem
Mangel an Kraftwagen begründeten und ich ihnen dann entgegenhielt, sie
wären doch da, dann wurde mir geantwortet, die Infanterie hätte gefahren
werden müssen. Die Oberste Heeresleitung hat nicht alles schaffen können.
Sie wandte sich indessen auch der Tankfrage zu.
Der Tank hatte bei Cambrai eine große Wirkung gehabt. Hier stieß
er aber in eine nur dünn, zum Teil mit älteren Jahrgängen besetzte und
artilleristisch schlecht ausgestattete Stellung hinein. In allen anderen Fällen
war er der Truppe natürlich unbequem gewesen, hatte aber nichts Entschei-
dendes erreicht. Ich hatte von dem „Tankschrecken“ eine viel ernstere Vor-
stellung als die Truppe selbst. In den Kämpfen um Bourlon und den
Bourlon-Wald hatte unsere Infanterie im Nahkampf mit zusammengeball-
ten Sprengladungen feindliche Tanks erledigt. Unsere Artillerie hatte sie
zusammengeschossen. Auch die Stahlkernmunition der Maschinengewehre
hatte hierfür genügt. Die beste Waffe gegen den Tank waren die Nerven,
Mannszucht und Unerschrockenheit. Sie befähigten viele tapfere Soldaten
dazu, die feindlichen Tanks zu besteigen oder sie auf nahe Entfernung zu-
sammenzuschießen. Erst mit dem Sinken der Mannszucht und der
Schwächung der Kampfkraft unserer Infanterie gewann der Tank in seiner
Massenverwendung in Verbindung mit künstlichem Nebel unheilvollen Ein-
fluß auf den Gang der kriegerischen Ereignisse.
Wir bildeten aus den erbeuteten Tanks Abteilungen. Ich sah
mir die zuerst fertige bei der Übung eines Sturmbataillons im Februar
1918 an. Der Eindruck war kein großer. Unsere Tankabteilungen er-
litten in den kommenden Kämpfen schwere Verluste, ohne etwas aus-
zurichten.
Der Feldkraftfahrchef hatte bereits frühzeitig den Auftrag bekommen,
die Tankkonstruktion zu betreiben. Das Tankmodell, das er im Frühjahr
1917 der Obersten Heeresleitung vorführte, entsprach nicht den Anforde-