Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Artillerie: Einschießen, Feuerwalze 465 
terie legen und ihr nun, als gewaltige Feuerwalze vorangehend, den Weg 
bahnen. Die Infanterie mußte dicht an dieser Munitionswand bleiben, sie 
tat es mit bewundernswerter Rücksichtslosigkeit. Gegen den Feind, der 
nach Vorübergehen unserer Artillerie-Feuerwalze aus seinen Deckungen her- 
auskam, trat nun unsere Infanterie unter der Feuerglocke ihrer Artillerie 
in Verbindung mit ihren Begleitwaffen in den Kampf. 
Es war klar, je näher die Infanterie an der Feuerwalze heranblieb, 
desto weniger fand der Feind Zeit, seine Deckungen zu verlassen, desto mehr 
wurde er noch in seinen Schutzräumen überrascht. Die Feuerwalze durfte 
demnach nur so schnell über das Gelände hinweg vorwärtsschreiten, als die 
Infanterie ihr kämpfend folgen konnte. Dieses Zeitmaß war im voraus 
festzusetzen, denn ein taktisch-technisches Mittel zum Leiten solcher Feuer- 
walzen war trotz aller Versuche und trotz allen Grübelns nicht gefunden. 
Auch das Gelände und der Boden mußten für das Vorgehen der Infan- 
terie eingeschätzt und für die Zeitberechnung der Feuerwalze berücksichtigt 
werden. Stärker ausgebaute feindliche Linien bedurften einer längeren 
Bekämpfung und bedingten damit einen längeren Halt der Walze. So 
kam es, daß ihr Fortschreiten auf 1 km Tiefe bis zu einer Stunde in 
Anspruch nahm. Immer wurde es als ein besonderer Üübelstand empfun- 
den, wenn der Infanterie die Feuerwalze fortlief. Der Angriff kam dann 
nur zu leicht zum Stehen. Sie war nicht wieder oder doch nur mit großem 
Zeitverlust zurückzuverlegen. Unsere Infanterie aber trafen Verluste, die 
zu vermeiden alle Führer die Aufgabe hatten. 
Mit der Zunahme der Entfernung wurde die Feuerwalze dünner, es 
fielen Geschütze allein schon wegen geringerer Reichweite aus. Endlich ge- 
nügten alle Schußweiten nicht mehr, sie hörte auf. Die Infanterie trat aus 
ihr heraus. Jetzt mußte schon Artillerie vorgezogen und bereit sein, die 
artilleristische Vorbereitung des weiteren Infanterieangriffs zu über- 
nehmen. Trotz aller ihrer Begleitwaffen und der ihr zugeteilten Infanterie- 
Geschütze konnte die Infanterie hierauf nicht verzichten. 
Wie nun die Kämpfe der Infanterie sich bei dem Heraustreten aus der 
Artillerie-Feuerwalze gestalten würden, ließ sich gar nicht übersehen. Es 
war planmäßig für ein Nachführen von starker Artillerie und noch stärkeren 
Munitionsmengen zu sorgen. Gerade auf die Munition kam es an. Häufig 
wurden viel zu viel Geschütze mitgeführt. Das Hinüberbringen vieler Fahr- 
zeuge über das eigene und feindliche Stellungssystem mit seinen Gräben, 
Drahthindernissen und tiefen Trichtern mußte ungemein schwierig werden. 
Es bedurfte sorgsamer Vorbereitungen und Anfertigung vielen Geräts, 
um diesen Streifen zu überbrücken. 
Für den weiteren Verlauf des Angriffs legte die Oberste Heeres- 
leitung entscheidenden Wert darauf, daß er von den in erster Linie befind- 
Kriegerinnerungen 1914—18. 30
	        
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