466 Die Vorbereitungen für den Angriff im Westen 1918
lichen Divisionen tagelang weitergeführt wurde. Ich bekämpfte die An—
sicht, daß diese schon am zweiten oder dritten Tage gegen Divisionen
zweiter Welle ausgetauscht werden müßten. Wir hatten zu Beginn des
Krieges wochenlang ohne jede Ablösung gekämpft. Dazu allerdings war
die jetzige Truppe nicht mehr fähig. Aber ein so häufiger Wechsel, wie
viele ihn wünschten, war doch noch nicht nötig.
Je weiter der Angriff fortschritt, desto mehr nahm er den Charakter
des Bewegungskrieges an. Mußten die höheren Führer in den Abwehr—
kämpfen weit zurückbleiben, um den Kampf wirklich leiten zu können, so
gehörten sie jetzt nach vorn, und zwar um so weiter, je mehr wir in den
Bewegungskrieg hineinkamen. Hier hatte der Führer schnelle Entschlüsse zu
fassen und unter Umständen durch sein persönliches Beispiel fortzureißen.
Endlich stieß der Bewegungskrieg wieder, wie in Rumänien, Ost-
galizien und Italien, auf eine neue Front, die wir zunächst nicht mehr
überwinden konnten. Wir mußten uns dann auf die Abwehr umstellen und
uns tief gliedern. Hierfür war der Zeitpunkt schwer zu erkennen. Es kam
nur zu oft zu unnötigen Kämpfen.
Unsere großen Angriffe hatten die Bedeutung des Nachschubes klar
erkennen lassen. Es war selbstverständlich, daß auf sie hingewiesen wurde.
Alle Vorbereitungen waren zu treffen, um über die Stellungssysteme hin-
weg mit Eisenbahnen, Straßen und Fernsprecherlinien dem Angriff zu
folgen und Anschluß an die entsprechenden Einrichtungen des neu erober-
ten Gebiets zu bekommen.
Die Ausbildung der Truppen auf allen Kriegsschauplätzen erfolgte
in diesen Gedankengängen. Nach Rumänien wurde ein besonders er-
fahrener General geschickt, der die Truppen nach Westgrundsätzen aus-
bilden sollte, um sie trotz des späten Friedensschlusses doch bald in Frank-
reich verwenden zu können.
Im Westen entstanden wieder Lehrkurse für höhere Führer und Ge-
neralstabsoffiziere, aber auch für die niederen Führer bis zum Gruppen-
führer herab, deren Betätigung für das Gelingen des Angriffs so bedeu-
tungsvoll war. Es entwickelte sich in dem Heer ein reges Leben. Es ging
von der Rekrutenausbildung aus und endigte in Übungen gemischter Ver-
bände oder auf Schießplätzen. Die Feuerwalze und das Herangehen der
Infanterie an sie wurden mit scharfer Munition geübt. Die Festi-
gung der Mannszucht galt allen Führern nach wie vor als Grundlage
unseres Heeres und eines jeden Erfolges. Sie wurde um so höher be-
wertet, je mehr das Gefühl vorzuherrschen begann, daß die Heimat schlecht
auf das Heer wirke. Ebenso wie im Frieden wurde die Einzelausbildung
des Mannes als besonders bedeutungsvoll angesehen; die gemischten
größeren Übungen fanden nur selten statt.