Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

472 Die Vorbereitungen für den Angriff im Westen 1918 
  
einem Heer gestellt wurde, und an der sich Frankreich und England zwei 
Jahre vergeblich versucht haben. Ich sprach gestern den Führer der 
7. Armee; er sagte mir, je mehr er über die Aufgabe nachdächte, desto 
mehr sei er von ihrer Größe erfüllt. So denken alle verantwortlichen 
Männer des Westens; ich glaube auch, daß ich, der ich dem Feldmarschall 
die Grundlage zu geben habe für die Entschlußerbittung bei Seiner Ma- 
jestät, als erster durchdrungen bin von dieser gewaltigen militärischen Auf- 
gabe. Sie wird nur dann glücklich enden, wenn die Kriegführung von allen 
unerträglichen Fesseln befreit ist, wenn auch der letzte Mann zur Entschei- 
dung herangefahren wird und von dem Geiste beseelt ist, den die Liebe zu 
Kaiser und Reich und das Vertrauen in die Kraft der militärischen Leitung 
und die Größe des Vaterlandes verleiht. Diese seelischen Momente sind 
nicht zu unterschätzen, sie bilden das Fundament zu der größten aller 
Taten. Sie müssen gehoben werden durch die Kraft des Handelns 
im Osten. 
Die Armee im Westen wartet, daß sie sich betätigen kann. 
Es darf nicht geglaubt werden, daß wir eine Offensive haben werden 
wie in Galizien oder in Italien; es wird ein gewaltiges Ringen, das an 
einer Stelle beginnt, sich an der anderen fortsetzt und lange Zeit in An- 
spruch nehmen wird, das schwer ist, aber siegreich sein wird..“ 
Die Krone des Erfolges war die Operation, in der wir unsere 
ganze Überlegenheit zur Entfaltung bringen konnten. Sie anzustreben 
blieb das letzte Ziel. Wenn es nicht beim ersten Angriff gelang, so 
mußte es bei späteren gelingen; allerdings war die Lage dann schon 
ungünstiger, in welchem Umfange, hing von dem Eintreffen und dem 
Wert der amerikanischen Verstärkungen und den Verlusten ab, die die 
bevorstehenden Kämpfe uns und den Feinden bringen würden. Alles 
war darauf angelegt, daß wir hierbei günstig abschnitten, auch wenn ich 
naturgemäß mit einer Schwächung des eigenen Heeres rechnete. Sie 
mußte nur geringer sein als die des Feindes. Wir sicherten uns durch 
weiteren Angriff zugleich die Vorhand. Mehr konnte ich nicht erstreben. 
Ich meldete dem Kaiser, daß das Heer versammelt und wohl vor- 
bereitet „an die größte Aufgabe seiner Geschichte"“ herantrete.
	        
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