474 Der Angriff im Westen 1918
rigkeiten, wohl aber waren bei seinem Fortschreiten die Trichterfelder der
Sommeschlacht zu überwinden.
Der Verdunangriff führte in stark bergiges Gelände.
Diese beiden Angriffe konnten unabhängig von der Jahreszeit be—
ginnen.
Die taktischen Verhältnisse lagen demnach für den mittleren Angriff
am günstigsten, er traf die schwächste feindliche Stelle, das Gelände bot
keine Schwierigkeiten. Auch war er jederzeit möglich.
Strategisch war der nördliche Angriff insofern günstig, als er ein
großes aber doch beschränktes Ziel hatte. Er konnte uns eine Verkürzung
der Front bringen, wenn es gelang, Calais und Boulogne zu nehmen.
Auch der Angriff auf Verdun konnte uns eine Frontberichtigung bringen,
deren Wert mehr auf taktischem Gebiet lag. Der mittlere Angriff ging
scheinbar sehr ins Weite. Durch Verlegung seines Schwerpunktes in die
Gegend zwischen Arras und Péronne, auf die Küste zu, war dem vorzu-
beugen. Drang dieser Stoß durch, so konnte der strategische Erfolg aller-
dings ein gewaltiger sein, indem wir die Hauptteile des englischen Heeres
von dem französischen trennten und sie dann gegen die Küste drängten.
Ich wandte mich dem mittleren Angriff zu. Es waren aber die Zeit-
frage und die taktischen Erwägungen, die mich dazu veranlaßten, dabei
an erster Stelle die Schwäche des Feindes. Ob diese anhalten würde,
konnte ich allerdings nicht wissen. Die Taktik war über die reine Strategie
zu stellen. Ohne taktischen Erfolg war eine solche nicht zu treiben. Eine
Strategie, die nicht an ihn denkt, ist von vornherein zur Erfolglosigkeit
verurteilt. Die Entente-Angriffe in den drei ersten Kriegsjahren geben
hierfür zahlreiche Beispiele.
Nach Feststellung der für den Angriff zur Verfügung stehenden Divi-
sionen und sonstiger Angriffsmittel wurde beschlossen, den Stoß zwischen
Croisilles, südöstlich Arras, und Moeuvres und, unter Aussparung des
Cambrai-Bogens, zwischen Villers-Guislain und der Oise südlich St.
Quentin zu führen. Er war von einem örtlichen Vorstoß aus La Fere
heraus zu begleiten.
Die Vorarbeiten und die Führung des Angriffs machten das Ein-
schieben von zwei Armee-Oberkommandos mit neuen Etappen-Inspek-
tionen notwendig. A. O. K. 17, das bisherige A. O. K. 14 in Italien,
General Otto v. Below, Chef General Krafft v. Dellmensingen, wurde
zwischen 6. und 2. Armee gegenüber Arras, A. O. K. 18, bisher Heeres-
gruppenkommando Woyrsch, nunmehr General v. Hutier, Chef General
v. Sauberzweig, zwischen 2. und 7. Armee, gegenüber St. Quentin
und La Fere, eingesetzt. Die Grenze der 17. Armee gegen die 6. lief etwa
halbwegs Lens und Arras und gegen die 2. Armee etwa bei Moeuvres,