Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Der Angriffsbefehl 41 
  
Bei unserem Eintreffen kam die Meldung, daß das J. A. K. geschlagen 
sei. Die Trümmer träfen bei Montowo ein. Die Nachricht war schwer zu 
glauben. Eine Fernspruchanfrage bei der dortigen Bahnhofskommandan- 
tur ergab aber, daß sich dort Truppen des I. A. K. sammelten. Später 
stellte es sich heraus, daß es sich nur um ein Bataillon handelte, das in eine 
schwierige Lage gekommen war und nachgegeben hatte. Auch recht eilig 
durch Löbau zurückgehende Trainkolonnen brachten neue Unruhe. Auf 
den Führer stürmt viel ein. Er muß gute Nerven haben. Der Laie glaubt 
zu leicht, im Kriege wäre alles nur ein Rechenexempel mit bestimmten 
Größen. Es ist alles andere, nur das nicht. Es ist ein gegenseitiges Ab- 
ringen gewaltiger unbekannter physischer und seelischer Kräfte, und zwar 
um so schwieriger, je größer die eigene Unterlegenheit ist. Es ist ein 
Arbeiten mit Menschen von verschiedener Charakterstärke und mit eigenen 
Gedanken. Der Wille des Führers allein ist der ruhende Pol. 
Alle Männer, die Führermaßnahmen kritisieren, sollten erst Kriegs- 
geschichte lernen, sofern sie nicht den Krieg in Führerstellen mitgemacht 
haben. Ich möchte ihnen wünschen, einmal selbst eine Schlacht leiten zu 
müssen. Sie würden bei der Unklarheit der Lage und den gewaltigen An- 
forderungen vor der Größe der Aufgabe erschrecken und — bescheidener 
werden. Nur das Staatsoberhaupt, der Staatsmann, der sich zum Krieg 
entscheidet, trägt, wenn er dies klaren Herzens tut, gleiches und mehr als 
der Feldherr. Bei ihm handelt es sich um einen einzigen gewaltigen Ent- 
schluß, an den Führer treten sie täglich und stündlich heran. Von diesem 
hängt dauernd das Wohl und Wehe vieler Hunderttausende, ja ganzer 
Nationen ab. Es gibt für einen Soldaten nichts Größeres, aber auch nichts 
Schwereres, als an der Spitze einer Armee oder des ganzen Feldheeres zu 
stehen. 
Wir erhielten in Löbau am späten Abend noch die Meldung, daß das. 
I. R. K. Wartenburg erreicht habe. Vor dem XVII. A. K. war das russische 
VI. A. K. in vollem Rückzuge über Ortelsburg; es wurde südlich Bischofs- 
burg abermals geworfen. Dorthin verfolgten schwächere Kräfte, während 
das Gros des XVII. A. Ks. am Abend des 27. bei Mensguth und nörd- 
lich lagerte. 
Für den 28. war nur zu befehlen, daß das I. A. K. sich in den Besitz 
von Neidenburg zu setzen habe. Es war inzwischen selbst nach dorthin ab- 
gedreht. Das XX. A. K. sollte den Angriff, der ihm für den 27. aufgegeben 
war, durchführen, insonderheit die 41. Inf. Div. scharf vortreiben. Die 
Ldw. Div. v. der Goltz hatte Hohenstein anzugreifen. Das I. R. K. und 
das XVII. A. K. wurden westwärts auf Allenstein—Passenheim unter 
Sicherung gegen Ortelsburg herangezogen. 
Wir fuhren am 28. früh nach Frögenau und standen am OÖstausgang
	        
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