482 Der Angriff im Westen 1918
Gegen den sich nun auch hier verdichtenden und selbst angreifenden
Feind reichte die eigene Angriffskraft nicht mehr aus. Der Munitions-
nachschub war nicht ergiebig genug, auch Verpflegungsschwierigkeiten
traten ein. Die Wiederherstellung der Straßen und Eisenbahnen kostete
trotz aller vorausschauenden Vorbereitungen zu viel Zeit.
Nach planvoller Munitionierung griff am 30. März die 18. Armee
zwischen Montdidier und Noyon an. Am 4. April erfolgte ein Angriff der
2. Armee und des rechten Flügels der 18. Armee bei Albert und südlich
der Somme in Richtung Amiens. Diese Kämpfe blieben ergebnislos. Es
war einwandfrei erhärtet, daß der feindliche Widerstand stärker war als
unsere Kraft. Eine Zermürbungsschlacht durfte nicht geschlagen werden.
Dies schloß unsere strategische Lage ebenso wie die taktische aus. Die Oberste
Heeresleitung mußte in Übereinstimmung mit den in Betracht kommenden
Kommandobehörden den so überaus schweren Entschluß fassen, den Angriff
auf Amiens endgültig einzustellen.
Die Entente griff nun ihrerseits bei Albert und südöstlich Amiens zu-
sammenhanglos und ohne etwas zu erreichen an. Nach sorgfältiger Vorbe-
reitung unternahm die 2. Armee am 24. April nochmals bei Villers Breton-
neux unter Einsatz von Tanks den Versuch, ihre Stellung zu verbessern. Sie
kam auch gut vorwärts, vermochte aber ihren Gewinn nicht zu be-
haupten.
Erst allmählich beruhigte sich die Front zwischen Albert und Mont-
didier. Von Zeit zu Zeit flackerten die Kämpfe wieder auf, die Lage blieb
dort dauernd gespannt. An den anderen Teilen der neuen Front, nach
Arras und Noyon zu, trat schon erheblich früher Ruhe ein.
Die Schlacht war mit dem 4. April beendet. Sie war eine glänzende
Waffentat und wird als solche immer in der Weltgeschichte dastehen. Was
Engländern und Franzosen nicht gelungen war, hatten wir erreicht, und
noch dazu im vierten Kriegsjahr!
Strategisch war das nicht gewonnen, was am 23., 24. und 25. erhofft
werden konnte. Daß wir auch Amiens nicht bekommen hatten, dessen Ge-
winn die Verbindung zwischen der feindlichen Front nördlich und südlich
der Somme ungemein erschwert hätte, war eine besondere Enttäuschung.
Beschießen der Bahnanlagen von Amiens mit weittragender Artillerie
bot keinen vollgültigen Ausgleich. Unsere Truppen hatten aber doch die
Engländer und Franzosen geschlagen und sich ihnen überlegen gezeigt.
Wenn sie nicht die Erfolge errangen, die möglich waren, so lag das nicht
allein in ihrem verringerten Gefechtswert, sondern vor allem daran, daß
sie nicht mehr überall fest in den Händen ihrer Offiziere waren. Vorge-
fundene Lebensmittelvorräte hatten sie aufgehalten. Kostbare Zeit war
hierüber verloren gegangen.