Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Vor neuen Entschlüssen 495 
zu werden, die diesen Angriff ausführen sollten. Dazu mußten auch solche 
herangezogen werden, die sich an dem Märzangriff beteiligt, hinterher aber 
Erholung und Ausbildung genossen hatten. Vor Ende Mai waren diese Di- 
visionen noch nicht wieder frisch und angriffsfähig — das konnte man über- 
sehen. So lange Zeit würden aber auch die Vorbereitungen in Anspruch 
nehmen. Es durfte ohne Gefährdung des Erfolges, die sich in großen Ver- 
lusten geäußert haben würde, nichts überstürzt werden. Ich konnte nicht 
nach meinem Wünschen und Hoffen handeln, sondern mußte mich allein auf 
den Boden der gegebenen Tatsachen stellen. Daß jeder unnötige Zeitverlust 
vermieden wurde, war selbstverständlich. 
Im Laufe der Besprechungen mit der Heeresgruppe Deutscher Kron- 
prinz, der 18., 7. und der 1. Armee, wurde folgendes beschlossen und als 
aussũbrbar festgestellt: 
4 Angriff der 7. und 1. Armee aus der Linie Anizy südwestlich Laon— 
südlich Berry au Bac in Richtung Soissons—Fismes—Reims; 
2. Verlängerung der Angriffe nach rechts über die Ailette nach der Oise 
zu und nach links bis nach Reims hin; 
3. Angriff der 18. Armee westlich der Oise, mit Schwerpunkt in der 
Richtung Compiègne. 
Ein gleichzeitiger Angriff auf so breiter Front war nicht möglich, da 
ein Teil unserer Artillerie, die wir für die Schlacht am 21. März eingesetzt 
hatten, bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht zur Abwehr bleiben 
mußte. 
Wie weit uns der Vorstoß führen würde, war nicht zu übersehen. Ich 
hoffte, daß er einen Kräfteverbrauch des Feindes zeitigen werde, der dann 
die Fortsetzung des Angriffs in Flandern gestatten würde. 
Die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht sollte in reiner Abwehr ver- 
harren und sich kräftigen, indessen aber doch Angriffsvorbereitungen in 
Flandern und zur Ablenkung längs ihrer ganzen Front treffen. Es war 
zu erwarten, daß in der bevorstehenden Ruhezeit ihre Divisionen, die durch 
die Kämpfe im März und April gelitten hatten und in den Stärken herab- 
gegangen waren, sich erholen und durch die Wiederkehr Genesener und 
etwas Ersatz wieder auffüllen würden. Wurde der Feind zu bedeu- 
tendem Kräfteeinsatz gegenüber der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz ver- 
anlaßt, so war dann die Fortsetzung der Offensive in Flandern die gegebene 
Operation. 
Auch an den anderen Teilen der Westfront, die nicht für den Angriff 
in Aussicht genommen waren, sollten Angriffsarbeiten weitergeführt werden. 
Es war selbstverständlich, daß überall Truppen, die in neuen Stellun- 
gen standen, diese zunächst für die Abwehr einzurichten hatten. 
Sämtlichen Armeen wurde die Fürsorge für Mann und Pferd, die
	        
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