Die Entscheidung 43
großer Sorge entgegen. Ich sandte einen Offizier im Kraftwagen zu ihr.
Er meldete über ihren Zustand nichts Gutes. Die Landwehr bei
Mühlen kam nicht vorwärts. Es konnte hier auf dem rechten Flügel des
XX. A. K. noch eine ernste Krise eintreten, wenn der Feind mit versam-
melter Macht angriff. Die Schlacht mußte sich zum mindesten länger hin-
ziehen. Endlich konnte Rennenkampf marschieren. Der Feind blieb vor
der 41. Inf. Div. untätig und die Rjemen-Armee marschierte nicht.
Hauptmann Bartenwerffer vom Generalstabe des XVII. A. K. brachte
im Flugzeuge über die feindlichen Linien hinweg gute Nachrichten von dem
Marsch seines Korps in den Rücken des Feindes.
Am Nachmittage änderte sich die Lage weiter zu unseren Gunsten.
Westlich Hohenstein gewannen die 3. Res. Div. und später ebenso die
37. Inf. Div. Gelände, auch die Ldw. Div. v. der Goltz drang in Hohen-
stein ein. Die feindliche Front schien sich zu lockern. General v. Hinden-
burg wollte nach Mühlen vorfahren. Wir kamen gerade in eine vorüber-
gehende Panik, die durch russische Gefangene, die in großen Mengen zurück-
geführt wurden, verursacht war. Sie machte einen unangenehmen Ein-
druck und pflanzte sich weit nach rückwärts fort. «
Abends begaben wir uns nach Osterode. Die staatlichen Behörden
hatten einer unglücklichen Mobilmachungsbestimmung zufolge den Ort
bereits verlassen. Das mußte die Unruhe der Bevölkerung erhöhen.
Über die Lage bei den einzelnen Verbänden sahen wir nicht klar.
Darüber, daß die Schlacht gewonnen war, herrschte kein Zweifel mehr. Ob
es ein Cannae wurde, war aber noch ungewiß. Das I. A. K. erhielt Be-
fehl, eine Abteilung nach Willenberg zu entsenden, dorthin hatte sich auch
das XVII. A. K. zu wenden. Den Russen war der Rückzug abzuschneiden.
Im Laufe der Nacht hörten wir Weiteres. Das russ. XIII. A. K. war
von Allenstein auf Hohenstein marschiert und hatte hier die Landwehr
schwer bedrängt. Das I. R. K. hatte die Gegend südwestlich Allenstein
erreicht, sein Weitermarsch mußte den Ring um das XlIII. russ. A. K.
schließen und hier die Schlacht beenden, während das I. und XVII. A. K.
den anderen Teilen den Rückzug verlegten.
Ich beschloß, am 29. vormittags nach Hohenstein zu fahren, um dort
die sich zusammendrängenden Truppen zu entwirren. Die Operationen
gegen die Armee Rennenkampf waren einzuleiten, sei es, daß er vor-
marschierte oder stehenbliebe.
Es sollte noch ein Zwischenfall eintreten, bevor wir endlich des Sieges
sicher waren.
Am 29. früh erhielten wir eine Fliegermeldung, daß ein feindliches
Armeekorps auf Neidenburg von Süden her im Anmarsch sei und sich
dieser Stadt nähere. Es richtete sich also gegen den Rücken des I. A. K.,