Der Feldzug in Finnland 505
—
Aus 3 Jäger-Bataillonen und 3 Kapvallerieschützen-Regimentern sowie
einigen Batterien war unter General Graf v. der Goltz die Ostsee-Division
in Danzig formiert worden. Sie landete Anfang April bei Hangö, wäh-
rend General v. Mannerheim mit der finnischen weißen Garde, zum Teil
von uns bewaffnet, nordwestlich Tammerfors mit dem Rücken gegen Wasa
stand. Ihm war das finnische Jäger-Bataillon zugeführt worden. Der
ausgesuchte Menschenbestand des Bataillons gab einen vortrefflichen
Stamm für das junge finnische Offizierkorps.
Während General v. Mannerheim über Tammerfors vordrückte, trat
die OÖstsee-Division nach Nordosten in Richtung Tavastehus an. Im Verein
mit der Flotte besetzte sie Helsingfors am 13. April mit geringen Kräften;
der Oberbefehlshaber Ost landete eine schwache Abteilung unter Oberst
v. Brandenstein östlich Helsingfors bei Lovisa und Kotka. Diese begann von
hier den Vormarsch in nördlicher Richtung, um den bei Tavastehus stehen-
den roten Garden bei Lahti den Rückzug unmittelbar zu verlegen. Im kon-
zentrischen Angriff gelang es, sie nach schweren Kämpfen Ende April vollstän-
dig einzuschließen und zur Ubergabe zu zwingen. Finnland war damit frei.
Wiborg war inzwischen von Norden her von der weißen Garde besetzt
worden; das war eine strategisch richtige Tat; wie sie sich ausgewertet hätte,
falls nicht die Entscheidung weiter westlich fiel, war bei der Kampfkraft
der gegnerischen Streitkräfte und der Unterstützung der Bolschewisten aus
Rußland nicht zu übersehen. Der taktische Sieg, die schnelle Befreiung
Finnlands sind auf dem Schlachtfelde von Lahti-Tavastehus durch das gute
Zusammenwirken deutscher und finnischer Truppen erzielt worden. Die
Operation war damit beendet.
Wir hatten jetzt in Narwa und Wiborg Stellungen inne, die uns jeder-
zeit einen Vormarsch auf Petersburg gestatteten, um dort die Bolschewisten-
herrschaft zu stürzen oder ein Festsetzen Englands von der Murmanküste her
zu verhindern. Von Finnland aus wurde zudem die Murmanbahn in ihrer
ganzen Länge flankiert, so daß ein ernstliches Unternehmen Englands auf
Petersburg nicht mehr möglich war. Das englische Landungskorps, das die
Murmanküste besetzt hatte, blieb dort oben festgebannt. Die Abzweigung
der schwachen Ostsee-Division, von der im August noch die drei Jäger-
Bataillone nach Deutschland kamen, hat sich bezahlt gemacht. Die finnische
Regierung begann sofort mit deutschen Lehrmeistern die finnische Armee
zu organisieren. Wenn wir später in Finnland nicht mehr erreichten, als
es tatsächlich der Fall war, so lag die Schuld in der Hauptsache in
unserer immer schwankenden Politik. General Graf v. der Goltz hatte
sich allgemeines Vertrauen auch auf seiten der führenden politischen Per-
sönlichkeiten Finnlands erworben, was dem Vertreter der deutschen Re-
gierung nicht in dem gleichen Maße gelang. Die Halbheit unserer aus-