Der dritte Angriff im Westen 535
Sie verneinten dies. Nur das Artilleriefeuer an der Marne wurde leb-
hafter.
Ich hatte noch besonders darauf hingewiesen, daß Erkundungen auf
dem südlichen Marneufer nicht stattfinden dürften. Trotzdem schwamm
ein Pionieroffizier hinüber und wurde gefangen genommen. Wie nach
der Schlacht bekannt wurde, hat er sehr viel ausgesagt. Ebenso handelte
ein Offizierstellvertreter der schweren Artillerie, der an der Ardre in
Feindeshand siel. Die Entente machte an einzelnen Stellen Patrouillen-
unternehmungen und dabei auch Gefangene; was sie durch sie erfuhr,
weiß ich nicht. Tatsache ist auch, daß leider in ganz Deutschland in
unverantwortlicher Weise von einem Angriff bei Reims gesprochen
wurde. Ich bekam zu meinem Bedauern erst nachher darüber viele Briefe
aus der Heimat. Auch die Funksprüche des Feindes nach der Schlacht
gaben offen zu, daß unser Plan rechtzeitig zu seiner Kenntnis gekommen
war. Eine Geheimhaltung innerhalb des Heeres blieb schwierig, denn
allein das Versammeln der starken Artillerie= und Minenwerferforma=
tionen, die bei jedem Angriff beteiligt waren, deckte unsere Absichten auf.
Trotz allen Nachdenkens hatten wir nichts anderes finden können.
Wir waren uns der Schwerfälligkeit des Angriffsverfahrens bewußt.
Täuschungsversuche waren wie früher angeordnet. Nach dieser Richtung
war alles geschehen. Postsperrungen hatten keinen Wert. Es führten zu
viel Kanäle nach der Heimat, die Beurlaubungen konnte ich nicht ein-
stellen, sie waren das einzige, was die Oberste Heeresleitung dem Soldaten
geben konnte. In Rücksicht auf die Eisenbahntransportverhältnisse war be-
reits im Februar und März eine längere Sperre angeordnet gewesen. Ihre
Beendigung wurde damals von vielen Oberkommandos dringend gewünscht.
Während die Kommandobehörden sich ängstlich der Geheimhaltung
befleißigten, brachte die dem Deutschen angeborene Mitteilungssucht und
Großprahlerei die wichtigsten und geheimsten Dinge an die OÖffentlichkeit
und damit auch an den Feind.
Am 15. früh wurde angegriffen.
Unser Marneübergang war eine hervorragende Leistung. Er gelang,
obschon die feindliche Abwehr genau darauf vorbereitet war, ebenso drang
die 7. Armee zwischen Marne und Ardre in die hartnäckig verteidigten
Stellungen ein. Die italienischen Divisionen, die hier standen, wurden be-
sonders schwer mitgenommen.
Etwa 5 km südlich der Marne trafen die angreifenden Truppen auf
starken Feind, den sie ohne Nachziehen zahlreicher Batterien über den Fluß
nicht mehr überwinden konnten. Der Kampf kam hier zum Stehen.
Marneaufwärts und nach der Ardre zu gewannen wir auch am 16. schwer
kämpfend langsam Gelände.