Der Übergang über die Marne 537
quartier der Heeresgruppe Rupprecht, um mich nochmals über den Stand
der Vorarbeiten zu unterrichten. Der Angriff war als Fortsetzung des
Ende April angehaltenen gedacht. Er sollte, von der 4. und 6. Armee
nördlich der Lys unternommen, zur Inbesitznahme der beherrschenden
Höhen zwischen Poperingen und Bailleul sowie des Höhengeländes bei
Hazebrook führen.
Während der Besprechung bei der Heeresgruppe Rupprecht am 18.
vormittags erhielt ich die ersten Meldungen, daß der Franzose in über-
raschendem Tankangriff südwestlich Soissons eingebrochen sei. Gleichzeitig
teilte die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz mit, sie habe die Truppen,
die für die Fortsetzung des Angriffs Ardre aufwärts bestimmt waren, an
erster Stelle die 20. Inf. Div., auch mit Kraftwagen auf das Schlachtfeld
in Marsch gesetzt. Ich selbst gab sofort Befehl an die 5. Inf. Div., die zur
Verfügung der Obersten Heeresleitung nordöstlich St. Quentin unter-
gebracht und deren Abtransport in schneller Zugfolge nach allen Richtungen
hin vorbereitet war, mit der Bahn über Laon in die Gegend hart nord-
östlich Soissons zu fahren. Der Tunnel daselbst war fertiggestellt.
Ich führte die Besprechung bei der Heeresgruppe Rupprecht — selbst-
verständlich in größter Nervenanspannung — zu Ende und fuhr nach
Avesnes zurück. Den Kronprinzen Rupprecht habe ich an jenem Tage das
letzte Mal gesehen. Unser Verkehr war auch diesmal, wie stets, harmonisch.
In Avesnes traf ich 2 Uhr nachmittags ein. Der Generalfeldmarschall
holte mich vom Bahnhof ab. Wir begaben uns sofort in das Geschäftszim-
mer. Die Lage auf dem linken Flügel der 9. und dem rechten der 7. Armee
war ernst geworden.
General Foch hatte schon am 17. auf dem Schlachtfelde in der Cham-
pagne, im Reimser Bergwalde zwischen Ardre und Marne und südlich
der Marne erfolglos angegriffen und den Kampf am 18. südwestlich
Reims und südlich der Marne mit gleichem Ergebnis fortgesetzt, zugleich
zwischen Ourcgq und Aisne erheblich Gelände gewonnen. Er war hier nach
kurzer und kräftiger artilleristischer Feuervorbereitung und Vernebelung
mit so zahlreichen Tanks, wie sie bisher noch nicht auf einer Stelle vereinigt.
waren, und in dichten Infanteriemassen zum Sturm angetreten. Es
wurden dabei zum ersten Male kleine, niedrige und schnellfahrende Tanks.
verwendet, die Maschinengewehrwirkung über das Getreide hinweg ge-
statteten, unsere Maschinengewehre waren durch dieses behindert, sofern sie
nicht auf besonderen Auflagegestellen standen. Auch hier blieb die Waffen-
wirkung aus den Tanks gering. Ferner zeigten sich Tanks, die nur zur
Personenbeförderung dienten. Sie fuhren durch unsere Linien hindurch
und setzten ihre Insassen mit Maschinengewehren zur Bildung von Maschi-
nengewehrnestern in unserem Rücken ab, um dann Verstärkung zu holen.