Fochs Gegenangriff südwestlich Soissons 530
Unsere Infanterie hatte nicht überall standgehalten. Namentlich hatte
die für kampfkräftig gehaltene Dioision südwestlich Soissons nachgegeben.
Das hier entstandene Loch riß sehr schnell nach den Seiten, namentlich in.
Richtung Soissons, weiter auf. Auch südlich davon waren starke Ein-
beulungen. Die drei hier in Reserve befindlichen, wenn auch nicht frischen
Divisionen kamen nicht zum geschlossenen Einsatz, vermochten aber
den Feind auf den Höhen südwestlich Soissons und westlich Parcy-Tigny
sowie am Savières-Grund aufzuhalten. Zwischen Ourcq und Marne waren
die Angriffe abgeschlagen. Die Verhältnisse nördlich des Ourcq veran-
laßten ein Zurückbiegen der hart südlich dieses Flusses kämpfenden Trup-
pen, wo jetzt der Feind heftig nachdrängte.
Dies war etwa die Lage, wie ich sie in den ersten Nachmittagsstunden
in Avesnes erfuhr. Es handelte sich um einen großen Gegenangriff des
Generals Foch gegen unseren zwischen Soissons und Reims vorspringenden
Bogen. Auch englische Divisionen waren dazu herangezogen. Der Schwer-
punkt des feindlichen Angriffes lag in der Richtung Soissons und südwest-
lich Reims, Ardre abwärts. Fochs Absicht ging unverkennbar dahin, diesen
Bogen abzuschnüren. An der Ardre war der Angriff gescheitert, auf
Soissons hatte er erheblich Gelände gewonnen. Alle Gegenmaßregeln, die
eingeleitet werden konnten, waren in Ausführung. Die Oberste Heeres-
leitung vermochte vorläufig nicht weiter zu helfen.
Die 5. Inf. Div., die im Antransport in die Gegend nordöstlich
Soissons war, mußte ihre Ausladung in das Ailettetal zurückverlegen,
da feindliche Artillerie sehr bald die Bahnhöfe nordöstlich Soissons beschoß.
Ihr Eintreffen schob sich dadurch in unliebsamer Weise hinaus.
Die 20. Inf. Div. konnte am 19. abends geschlossen zur Stelle sein.
Bei einem Truppentransport mit Kraftwagen ließ sich nur die In-
fanterie ohne Pferde und Fahrzeuge befördern. Alles übrige mußte
marschieren. Die Division war also vollständig auseinandergerissen, die
Infanterie ohne geregelte Verpflegung. Dies war stets bei der Verwen-
dung der Divisionen zu berücksichtigen.
Auf die anderen Divisionen, die die Heeresgruppe Deutscher Kron-
prinz in Marsch gesetzt hatte, war erst später zu rechnen. Sie kamen gleich-
falls mit Kraftwagen an.
Im übrigen mußte die Entwicklung der Lage abgewartet werden. Die
Truppen, die südlich der Marne standen, konnten nicht Hals über Kopf zu-
rückgenommen werden. Bei dem Befehl zum Rückzug auf das nördliche
Marnerfer in der Nacht vom 20./21. Juli verblieb es der Ordnung halber.
Unruhe durfte nicht in die Truppe kommen. Hieraus ergab sich ein
längeres Festhalten der Gegend westlich Chäteau-Thierry, das erst mit
dem Aufgeben des südlichen Marneufers zu räumen war.