Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

  
  
  
Der Endkampf Sommer und Herbst 1918. 
Karte X und VII. 
J. 
er 8. August ist der schwarze Tag des deutschen Heeres in der Ge- 
schichte dieses Krieges. Schlimmeres erlebte ich nur noch in den 
Ereignissen, die vom 15. September ab sich an der bulgarischen Front ab- 
spielten und das Schicksal des Vierbundes besiegelten. 
In der Erkenntnis, daß die Oberste Heeresleitung fürs erste nur an 
die Abwehr denken müßte, hatte sie Anfang August ein allmähliches 
Zurückverlegen der Fronten in der Lysebene und das Aufgeben des Ancre- 
und Avrebrückenkopfes nördlich und südlich der Somme angeordnet. Die 
Brückenköpfe wurden am 3. und 4. August geräumt. 
Auf meinen besonderen Wunsch fuhr General v. Kuhl zur 2. Armee, 
um nochmals die Abwehrmaßnahmen auf der Front Albert—Moreunil zu 
besprechen. Es wurden hier noch zwei Divisionen, die bereits lange in 
Stellung und besonders ermüdet schienen, durch frische Divisionen abgelöst. 
An dieser Wetterecke waren die Divisionsgefechtsstreifen schmal, die Artil- 
lerieausstattung gut, Tiefengliederung vorhanden. Alle Erfahrungen des 
18. Juli hatten Verwertung gefunden. Nur für den Stellungsausbau war 
nicht soviel geschehen wie beispielsweise bei der 18. Armee, die erst später 
ihre Stellungen gewonnen hatte. 
Am 8. August früh, bei dichtem Nebel, der noch durch künstlichen ver- 
stärkt wurde, griffen Engländer, vornehmlich mit australischen und kanadi- 
schen Divisionen, und Franzosen zwischen Albert und Moreuil mit 
starken Tankgeschwadern, im übrigen aber mit keiner großen Über- 
legenheit an. Sie brachen zwischen Somme und Luce-Bach tief in 
unsere Front ein. Die dort stehenden Divisionen ließen sich vollständig 
überrennen. In ihren Stabsquartieren wurden Diovisionsstäbe von feind- 
lichen Tanks überrascht. Die Einbruchsstelle erweiterte sich sehr bald über 
den Luce-Bach; die noch bei Moreuil tapfer sich wehrenden Truppen wur- 
den aufgerollt. Nach Norden gebot die Somme Halt., Unsere nördlich 
davon kämpfenden Truppen hatten den gleichen Anprall siegreich abge- 
wehrt. Die wenige Tage vorher als übermüdet abgelösten Divisionen, die 
in der Gegend südwestlich Péronne standen, wurden seitens des Armee- 
Oberkommandos der 2. Armee sofort alarmiert und in Marsch gesetzt. 
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