Der 8. August 549
Gleichzeitig wurden von ihm alle irgendwie verfügbaren Truppen gegen
die Einbruchsstelle vorgezogen. Die Heeresgruppe Rupprecht setzte Re-
serven mit der Bahn dorthin in Bewegung. Die 18. Armee griff mit den
ihrigen von Südosten her unmittelbar in den Kampf ein und schob andere
in die Gegend nordwestlich Roye. Auch die 9. Armee, selbst gefährdet,
mußte auf meinen Befehl hin abgeben. Natürlich vergingen Tage, ehe die
Truppen von weiter her eingetroffen sein konnten. Kraftwagenkolonnen
wurden in ausgedehntestem Umfange zu ihrem Transport ausgenutzt.
Ich gewann bereits in den ersten Vormittagsstunden des 8. August
ein vollständiges Bild der Lage. Es war sehr trübe. Ich sandte sofort
einen Generalstabsoffizier auf das Kampffeld, um eine Anschauung von
dem Zustand der Truppe zu erhalten.
Die Reserven der 2. Armee vermochten einem weiteren Vordringen
des Feindes auf Péronne noch südlich Bray Einhalt zu gebieten. In Rich-
tung Roye hatte der Feind bis etwa Arvillers Gelände gewonnen, südlich
der Avre mußte unsere Front von Montdidier an zurückgebogen werden.
Sechs bis sieben deutsche Divisionen, die durchaus als kampfkräftig
angesprochen werden konnten, waren vollständig zerschlagen. Drei bis
vier und die Trümmer der zerschlagenen standen bereit, den weiten Raum
zwischen Bray und Roye zu schließen.
Die Lage war ungemein ernst. Falls der Feind weiterhin nur einiger-
maßen scharf angriff, konnten wir uns westlich der Somme nicht mehr be-
haupten. Die 2. Armee hatte hier aber zu halten, die 18. Armee unter
Verbleib ihres linken Flügels auf den Höhen an der Matz mit dem rechten
bis Roye zurückzuschwenken. Diese Bewegung war für die Nacht vom
9./10. August in Aussicht genommen. Gelang sie nicht, so wurde hier ein
großer feindlicher Sieg möglich.
Am 9. August gewann der Feind, der es, uns zum Glück, an Angriffs-
kraft fehlen ließ, zwischen Somme und Avre zwar noch weiter Gelände; auch
nördlich der Somme mußte die 2. Armee ihre Front etwas zurücknehmen.
Allein es gelang ihr, südlich der Somme eine zusammenhängende, wenn auch
nur dünn besetzte Front zu bilden. Die Truppen schlugen sich erheblich besser,
als es am Tage vorher die Divisionen zwischen der Somme und dem Luce-
Bach getan hatten. Bemerkenswert war die gute Haltung der kurz vor
der Schlacht wegen UÜbermüdung abgelösten Divisionen. Die Gegend nord-
westlich Roye wurde behauptet. Die 18. Armee konnte ihre schwierige Be-
wegung in der Nacht zum 10. ausführen. Am nächsten Morgen griff der
Franzose die bisherigen Stellungen der 18. Armee heftig an, die nun plan-
mäßig auch von den Nachhuten aufgegeben wurden. Naturgemäß mußte
die Armee viel Gerät zurücklassen. ·
Durch das Halten der 2. Armee und das Zurückverlegen der Front