48 Tannenberg
1. Kav. Div. ohne 1. Kav. Brig. stand noch vor der Front der Njemen-
Armee, sie sollte ebenfalls über Lötzen vorgehen,
Hauptreserve Königsberg hielt die Deime-Linie besetzt,
auch die Hauptreserve Posen, Ldw. Div. Graf v. Bredow, sollte heran-
gezogen werden, sie kam aber für die Schlacht nicht mehr rechtzeitig.
Die Kolonnen und Trains des I. R. K. und XVII. A. K., die ur-
sprünglich im Abmarsch hinter die Passarge waren, hatten sehr schwierige
Bewegungen ausführen müssen. Sie waren aber doch schließlich ohne allzu
große Reibungen in ihren richtigen Aufmarschbezirk gekommen.
Russische Kavallerie, vor der die 1. Kav. Div. ausweichen mußte, war
vorübergehend weit nach Westen bis an die Passarge Wormditt abwärts
vorgedrungen, hatte aber irgendwelchen militärischen Schaden nicht an-
gerichtet. So hatte sie die große Bahn Elbing—Königsberg unbegreif-
licherweise nicht zerstört.
Von großer Bedeutung war es natürlich für uns, daß wir die
Bahnen und vor allem die, die wir bei unserem Rückmarsch von Gum-
binnen unterbrochen hatten, bald wieder in Betrieb bekamen. Besonders
wichtig war der Bahnhof Korschen. Gründliche Zerstörungsarbeit hatte
dort ausgeführt werden sollen. 48 Stunden nach seiner Wiederbesetzung
war er wieder benutzbar. Hier erwies es sich als günstig, daß die Zer-
störungen nicht so gründlich vollzogen waren, wie ich erwartet hatte. Die
Truppe besaß noch keine genügenden Erfahrungen. Besondere technische
Anweisungen sind nötig. Ich habe für die Zukunft daraus gelernt.
V.
Der Vormarsch gegen die Armee Rennenkampf begann am 4. Sep-
tember. Wir legten uns am 7. mit dem Garde-R. K., I. R. K., XI. und
XX. A. K. vor der feindlichen Stellung in der Linie Wehlau—Gerdauen—
Nordenburg—Angerburg, zwischen Pregel und dem Mauer-See fest und
griffen sie in den folgenden Tagen planmäßig an. Die Kämpfe, nament-
lich beim XX. A. K., verliefen nicht günstig. Der Russe machte dort einen
kraftvollen Gegenstoß. Die feindlichen Stellungen waren stark und ge-
schickt ausgebaut. Wir wären mit den Kampfmitteln und der Munition,
über die wir verfügten, nie ihrer Herr geworden, wenn nicht die beab-
sichtigte Umfassung über Lötzen und die befestigte Seensperre wirksam ge-
worden wäre.
Auch östlich Lötzen, das sich inzwischen gegen feindliche Angriffe tapfer
gewehrt hatte, sah es zunächst nicht gut aus. Das XVII. A. K. sowie die
1. und 8. Kav. Div., die durch die Feste vorgegangen waren, kamen in dem
Seengelände nordöstlich davon am 8. und 9. September nur langsam vor-