Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

560 Der Endkampf Sommer und Herbst 1918 
  
9. Armee schon in der Nacht zum 21. mit dem rechten Flügel hinter die 
Oise und in der Nacht zum 22. unter Festhaltung des Geländes nordwest- 
lich Soissons mit der Mitte hinter die Ailette zurückzunehmen. Die 
Schlacht war trotz aller Vorbereitungen wiederum unglücklich verlaufen. 
Die Nerven des Heeres hatten gelitten. Die Truppe ertrug nicht mehr 
überall das gewaltige Artilleriefeuer und den Tankansturm. Das war 
von neuem erhärtet. Wiederum hatten wir hier schwere, nicht zu er- 
setzende Verluste erlitten. Auch der 20. August war ein schwarzer Tag! 
Er trieb den Feind förmlich dazu, seine Offensive fortzusetzen. 
Ich rechnete mit Fortführung des feindlichen Angriffs zwischen Oise 
und Aisne in Richtung Laon. Die Stoßrichtung war günstig. Sie 
mußte sowohl die Stellung der 18. Armee nördlich der Oise, wie die der 7. 
nördlich der Vesle unhaltbar machen. Der Feind drängte scharf gegen die 
Linie Soissons—Chauny vor. Es kam hier zu wechselvollen schweren 
Kampfen. Wie sie endigen würden, war noch nicht zu erkennen. 
Die 18. Armee, die den Befehl über die Truppen an der Oise über- 
nahm, war hier von Süden her auch unmittelbar stark bedroht. 
Infolge der Gestaltung der Verhältnisse östlich Albert und südlich der 
Oise war die Lage der deutschen Truppen zwischen Somme und Oise keine 
so sichere, wie es die Gesamtlage verlangte. Irgend etwas hier aufs Spiel 
zu setzen, wäre ein Fehler gewesen. 
Die Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und v. Boehn erhielten des- 
halb den Befehl, in den letzten Augusttagen in die erkundete Stellung 
östlich Bapaume—vorwärts Péronne—Somme—vorwärts Ham—Höhen 
nordöstlich Noyon zurückzugehen. Als rückwärtige Sicherung war nunmehr 
die Siegfriedstellung in Ordnung zu bringen. Die Heeresgruppe v. Boehn 
hatte auf das Festhalten des linken Sommeufers vorwärts Péronne Wert 
gelegt, weil von hier aus eine sehr günstige Flankierung in das Gelände 
nördlich Péronne möglich war. Zwischen Ham und Noyon legte ein Kanal, 
der ein gutes Tankhindernis bot, die Linienführung der Stellung fest. Die 
Bewegungen wurden etwa in der Nacht vom 26./27. August durchgeführt. 
Bei der 17. Armee, die nur eine geringe Rückwärtsschwenkung vor- 
zunehmen hatte, und bei der 18. verlief die Bewegung glatt und in guter 
Ordnung. Die neuen Stellungen wurden gegen feindliche Angriffe gehal- 
ten. Bei der 2. Armee war dies nicht der Fall. Nordwestlich Péronne 
gewann die neue Front keinen festen Halt. Südwestlich der Stadt gab die 
hier stehende Division dem Feinde das linke Ufer preis, wodurch wiederum 
die Lage der Truppen auf dem nördlichen Ufer erschwert wurde. Es gab 
abermals einzelne Divisionen, die versagten; dies kostete anderen tapferen 
Truppen außerordentliche Kraft. 
Während dieser Ereignisse hatte Marschall Haig seinen Angriff nach
	        
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