Fortgang der Schlacht im Westen 599
14. Oktober erneuerte der Feind seinen Angriff. In Richtung Roulers
gewann er noch über die Stadt hinaus Gelände. Auch Kortemark ging ver-
loren. Dagegen vermochte er in Richtung Menin nur wenig vorzukommen.
Bei Wervick wurde er abgeschlagen. Auch der 15. brachte dem Feinde ört-
liche Erfolge, die die Armee veranlaßten, in die Linie Diksmuide—Tor-
hout—Ingelmunster—Kortrik auszuweichen. Die Divisionen der 4. Armee
hatten nur schwache Stände. Daß der Feind keinen größeren Erfolg davon-
trug, konnte neben der vorbildlichen Führung der 4. Armee nur darin
seinen Grund haben, daß auch der Gegner nicht mehr kampffreudig war.
Die 4. Armee befehligte noch immer General Sixt v. Armin. Sein Chef
war jetzt Major Humser, eine begnadete Soldatennatur.
Die Verhältnisse bei der 4. Armee waren indes so gespannt geworden,
daß die Oberste Heeresleitung sich entschließen mußte, sie vorübergehend
vom Feinde zu lösen und ihre Front zu kürzen. Sie erhielt den Befehl, in
die Hermannstellung hinter den Kanal bei Eecloo und hinter die Lys zurück-
zugehen. Damit wurde die flandrische Küste aufgegeben. Der U-Boot-
stützpunkt war inzwischen verlegt worden. Die Bewegungen der 4. Armee
waren am 17. Oktober, an dem ich wieder zu einer Besprechung über die
inzwischen eingetroffene zweite Wilson-Rote nach Berlin fuhr, in Aus-
führung begriffen.
Die 17. Armee hatte mittlerweile nach dem feindlichen Einbruch bei
Cambrai am 27. September schwere Tage zu überstehen gehabt. Es kam
bis zum 8. Oktober zu sehr wechselvollen heftigen Kämpfen beiderseits Cam-
brai, die Stadt wurde gehalten. Die 2. Armee focht nicht so glücklich; sie
wurde in den ersten Oktobertagen immer mehr auf Le Catelet zurückge-
drängt. Gegen Bohain gewann der Feind Gelände. Die Armee zog den
rechten Flügel der gleichfalls schwer ringenden 18. Armee in Mitleidenschaft.
Am 8. traf sie wieder ein neuer schwerer Schlag in Gegend Le Catelet und
südlich und warf sie abermals zurück. Die Oberste Heeresleitung sah sich
genötigt, in der Nacht zum 9. Oktober die 2. Armee in die Hermann-
stellung zurückzunehmen, da ihr Reserven fehlten. Dieser Bewegung mußte
die 17. Armee mit ihrem linken Flügel und der Mitte bis halbwegs Cam-
brai—Valenciennes folgen, während ihr rechter Flügel zunächst westlich
Douai nahe an die Stadt herangezogen wurde. Die 18. Armee hatte wie
die 2. in die Hermannstellung zurückzugehen. Sie konnte ihren linken
Flügel bei La Fere lassen.
Der Entschluß, mit der 2. und 18. Armee die Hermannstellung zu be-
ziehen, deren Ausbau noch weit zurück war, fiel uns schwer. Ich hatte ge-
hofft, daß die Armeen länger in der Siegfriedstellung bleiben würden. Wir
waren bereits in den Kämpfen Anfang Oktober nördlich St. Quentin
an vielen Stellen nach und nach aus ihr herausgedrängt, aber die Gesamt-