Beziehen der Hunding--Brunhildstellung 603
Weiter rückwärts wurde an der Antwerpen—Maasstellung eifrig ge-
arbeitet. Ich ließ längs der deutschen Grenze eine neue Stellung erkunden.
An der italienischen Front war es ruhig. Es wurde von einem bevor-
stehenden Ententeangriff gesprochen. Man mußte ihm mit gesteigerter
Sorge entgegensehen; die k. u. k. Truppen in Serbien hatten sich zu schlecht
geschlagen.
Auf der Balkanhalbinsel hatten sich die Verhältnisse weiter zu unseren
Ungunsten entwickelt; Bulgarien hatte sich der Entente ergeben.
Der U-Bootstützpunkt Cattaro war aufgegeben und nach Pola verlegt.
In Serbien hatte General v. Kövesc den Oberbefehl zum Schutz Ungarns
übernommen. Ihm unterstanden die Truppen, die aus Albanien unter
General v. Pflanzer-Baltin nach Montenegro ausgewichen waren, und die
verbündeten Truppen an der Morava unter dem deutschen A. O. K. 11 —
General v. Steuben. General v. Kövesc stand vor schweren Aufgaben. Die
k. u. k. Truppen waren minderwertig, die deutschen bestanden nur aus alten
Jahrgängen und hatten schwache Stände. Das Alpenkorps war abgekämpft.
K. u. k. Truppen sollten im Moravatal südlich Risch den Aufmarsch
der deutschen und k. u. k. Divisionen decken. Sie schlugen sich nicht gut.
Am 12. Oktober mußte die Versammlung auf die Höhen närdlich
der Stadt zurückverlegt werden. Mit einem weiteren Rückzug war zu
rechnen. Am 16. standen wir bereits auf den Höhen nördlich Alecsinac zu
beiden Seiten der Morava. Die deutschen Truppen, die über Mitrowitza
zurückgegangen waren, hatten nördlich der westlichen Morava Anschluß
gewonnen.
Die Formationen, die über Sofia auswichen, waren weiter auf
Lom-Palanka zurückgegangen, um hier über die Donau gesetzt zu werden.
Französische Divisionen folgten. Sie erreichten um den 17. die Donau.
Die Unruhe in Rumänien steigerte sich.
Das Oberkommando Scholtz war nach Rumänien geschoben. Es über-
nahm hier nach Weisungen des Generalfeldmarschalls v. Mackensen den
Donauschutz. Die Verstärkungen aus dem Kaukasus und der Ukraine
waren im Eintreffen.
Die Lage in Serbien und an der Donau war demnach nicht gesichert,
aber auch noch nicht im Zusammenbruch.
Bei Adrianopel und die Maritza abwärts standen bereits englische
Truppen. Der türkische Grenzschutz daselbst war ausnehmend schwach.
Die deutschen Truppen und Behörden in Konstantinopel bereiteten sich für
den Fall eines Entente-Angriffs vor, die Stadt zu Schiff zu verlassen und
nach Odessa zu gehen.
Diese militärische Gesamtlage hatte ich bei meiner Stellungnahme zu
der zweiten Wilson-Note zu berücksichtigen.