Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Der Rückzug auf die deutsche Grenze 73 
  
  
Truppen schon bekannt. Ihnen war wiederholt aufgegeben worden, alles 
Entbehrliche weit zurückzuschieben. Im allgemeinen war dem entsprochen, 
nur in einzelnen Fällen war mehr vorn, als dort sein durfte. Unsere 
schweren Fahrzeuge auf den schlechten Wegen haben mir ernste Sorgen 
gemacht. 
Die Bewegungen sollten möglichst in westlicher Richtung ausgeführt 
werden, um aus der Umfassung herauszukommen. 
Im wesentlichen verlief unser „strategischer Rückzug“, wie er von den 
Soldaten getauft wurde, planmäßig und in musterhafter Ordnung. Das 
Land wurde geschont. Der Rückzug wird für alle Zeiten ein Wahrzeichen 
sicherer und humaner Kriegführung sein. 
Das Garde-R. K. auf dem rechten Flügel hatte es schwer, da die k. u. k. 
1. Armee immer mehr an Widerstandskraft verlor und bei den frontalen 
feindlichen Angriffen nachgab. 
Die k. u. k. Armeen gingen zu beiden Seiten der Weichsel bis in die 
Höhe von Krakau, mit Teilen in die Karpathen südwestlich Przemysl zurück. 
Von der 9. Armee mußten ausweichen: 
Garde-R. K., XX. A. K., Landwehrkorps über die Linie Kielce—Toma-= 
schow auf halbwegs Krakau—Tschenstochau bis nördlich Tschen- 
stochau; 
XVII. A. K. und Korps Frommel über Petrikau—Lodz, im Anschluß 
an das Landwehrkorps auf Wjelun. 
Stellungen waren bei Tschenstochau und Wijelun vorbereitet. 
XI. A. K. ging in die Gegend südwestlich Sieradz. 
Zwischen Prosna und Warthe vereinigten sich unter General v. From- 
mel, der jetzt sein Kommando über die 35. Res. Div. und Ldw. Div. Graf 
v. Bredow abgab, die 5. Kav. Div., die aus dem Westen herzukam, die 
8. Kav. Div. und die 7. k. u. k. Kav. Tr. Div. 
Die Landsturmformationen gingen gegen die Linie Kalisch—Wreschen 
—Thorn zurück. 
Der Russe folgte mit aller Macht. Er griff auch in Ostpreußen und 
bei Mlawa mit großer Stärke an. Die Lage wurde sehr ernst. Wir 
suchten nach einer Gelegenheit, mit der Armee aus dem Rückzug in den 
Angriff überzugehen, aber die Nachbarschaft der k. u. k. Armee war für 
jede Operation ein zu unsicherer Faktor, jeder Stoß führte zudem frontal 
auf die feindliche Stärke. Ein Erfolg konnte nicht erzielt werden. 
Es war ein neuer großer Entschluß zu fassen. Er konnte, wie mir 
immer klarer wurde, nur darin bestehen, starke Teile der Armee mit der 
Eisenbahn in die Gegend von Hohensalza und Thorn zu fahren und von 
dort längs der Weichsel, in Richtung Lodz—Lowitsch, gegen die Flanke des
	        
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