Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Der Operationsplan 79 
  
Das XX. A. K. und die 3. Garde-Div. wurden von Oberschlesien her 
südlich Hohensalza, das XVII. A. K. bei Gnesen ausgeladen. 
Das Kav. Korps v. Richthofen mit der 6. und 9. Kav. Div., das aus 
dem Westen kam, wurde ebendort versammelt. 
Das XI. A. K. wurde durch Fußmarsch auf deutschem Gebiet über 
Ostrowo in die Gegend von Wreschen gezogen. 
Das Kav. Korps Frommel schlug sich mit russischer Kavallerie zwischen 
Prosna und Warthe östlich Kalisch herum, dahinter vollendete Korps Posen 
seine Aufstellung. 
Der später zum Korps Breslau tretende Landsturm füllte noch immer 
dürftig den Raum bis etwa an Wjelun heran aus. Von dort aus bis 
halbwegs Tschenstochau—Krakau stand General v. Woyrsch mit der 
35. Res. Div., der Ldw. Div. Graf v. Bredow, dem Landwehrkorps und 
dem Garde-R. K. ohne 3. Garde-Div. Es hatte Anschluß an die k. u. k. 
1. Armee, die bis zur Weichsel reichte; südlich des Flusses bis zu den Kar- 
pathen standen wieder eng zusammengedrängt die übrigen Teile der ver- 
bündeten Armee, im Gebirge stärkere Kräfte zum Schutze Ungarns. 
Aus diesem Bilde ergibt sich, daß der eigentliche Stoß gegen die feind- 
liche Flanke nur mit 5½ Armeekorps geführt werden konnte. Die feind- 
liche Front von dem Eintritt der Warthe in deutsches Gebiet südwärts bis 
etwa Tschenstochau konnte nur mit ganz ungenügender Kraft angefaßt wer- 
den. General v. Woyrsch mußte mit der k. u. k. Armee gemeinsam handeln. 
Ob sich diese zu einem Angriff entschließen würde, blieb durchaus ungewiß. 
Die Stimmung daselbst hatte wieder einen Tiefstand erreicht. Auf die Frage, 
ob die k. u. k. 1. Armee dem immer noch zu erwartenden feindlichen Angriff 
standhalten würde, wurde geantwortet, 24 Stunden würde sie dazu 
sicher in der Lage sein. Der Angriff erfolgte nicht. Es war wiederum das 
Verdienst des Generals v. Conrad, daß er die Stimmung hob und den 
Offensivgedanken von neuem zur Geltung brachte, allerdings bedurfte er 
dazu deutscher Stützen. 
Um den Flankenstoß wuchtiger und die Front stärker zu machen, hatten 
wir die Absicht gehabt, starke Teile der Armeeabteilung Woyrsch nach 
Norden zu ziehen. General v. Conrad bat dringend, davon Abstand zu 
nehmen. Es wurde deshalb nur die 3. Garde-Div. nach Hohensalza zur 
Stoßgruppe der 9. Armee herangeführt. 
General v. Conrad schob mit der Eisenbahn aus den Karpathen 
General v. Boehm-Ermolli mit vier Infanterie= und zwei bis drei Ka- 
vallerie-Divisionen durch Oberschlesien in die Gegend nördlich Tschen- 
stochau. 
Um General v. Conrad entgegenzukommen, wurde General v. Woyrsch 
dem k. u. k. Oberkommando unterstellt.
	        
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