Der Vormarsch in Nordpolen 81
werden, die russischen Kräfte im Weichselbogen nicht nur durch einen ent—
scheidenden Schlag zum endgültigen Stehenbleiben und zum Verzicht auf
die Fortsetzung des Vormarsches zu bringen, sondern sie vernichtend zu
treffen. Dies gelang, wenn wir sie von Warschau abdrängten. Waren wir
hierzu zu schwach, so mußten wir uns mit dem geringeren Ergebnis be—
gnügen. Auch dies war ein gewaltiges.
XI.
Im November nahm die kriegerische Handlung den erwarteten Fort-
gang; das russische Heer schritt überall zur Ausführung der ihm vom Groß-
fürsten zugewiesenen großen Aufgaben.
Die 8. Armee sah sich angegriffen. Sie machte nach Abgabe des
I. R. K. und XXV. R. K. den Versuch, die Ostgrenze Ostpreußens gegen-
über den überlegenen russischen Angriffen zu halten, doch war das auf die
Dauer nicht möglich. Gegen Mitte November wurde sie in die Masurische
Seen= und Angerappstellung zurückgenommen.
Das östliche Ostpreußen war damit wieder den Russen überlassen.
Es hat viel gelitten. Obwohl dies vorauszusehen war, hatte die
Schwächung der 8. Armee erfolgen müssen. Der Russe folgte der Armee
scharf und griff auch die neuen Stellungen an. Dennoch wurde der Ent-
schluß gefaßt, nunmehr auch die 1. Inf. Div. der 9. Armee für den Kampf
westlich der Weichsel zuzuführen. Es wurde viel gewagt, um an der wich-
tigsten Stelle das Ziel zu erreichen.
Korps Zastrow wurde in seiner Stellung bei Mlawa.—Prassunysch an-
gegriffen und sah sich zum Rückzug in die Linie Soldau—Neidenburg ge-
zwungen. In schweren Kämpfen kam der feindliche Angriff hier zum
Stehen. Die ganze Lage im Lande östlich der Weichsel schien gefährdet,
jedenfalls war Westpreußen auf das höchste bedroht, das Korps Zastrow
aber tat seine Schuldigkeit. Wir durchlebten in Posen sorgenvolle Stunden.
Das Eintreffen des Kav. Korps v. Hollen auf beiden Flügeln Mitte No-
vember verbesserte die Lage.
Landsturm-Brigade v. Westernhagen erreichte Plotzk, sie wurde später
auf das linke Weichselufer gezogen.
Inzwischen war planmäßig der Aufmarsch der 9. Armee beendet.
Die Eisenbahn hatte allen Anforderungen entsprochen. Schon am 10. No-
vember abends stand die Armee vormarschbereit:
XXV. und I. R. K. südlich Thorn, Marschrichtung Wlozlawek—
Lowitsch,
Kav. Korps v. Richthofen, XX. A. K. und 3. Garde-Div. südlich Hohen-
salza, Marschrichtung Kutno,
Kriegserinnerungen 1914—18. 6