Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

82 Der Feldzug in Polen Herbst 1914 
  
XVII. A. K. südöstlich Gnesen, Marschrichtung Lentschytza, 
XI. A. K. östlich Wreschen, Marschrichtung Kolo—Dombe, 
Kav. Korps Frommel zwischen Unjejow und Sieradz, Marschrichtung Lodz, 
Korps Posen Kalisch—Sieradz, Marschrichtung Lask. 
Von dem Landsturm des Korps Breslau war wenig zu erwarten, 
ebenso von den dort eintreffenden k. u. k. Kavallerie-Truppen-Divisionen. 
Andere Kräfte waren zur Zeit noch nicht zur Stelle. Weiter südlich war 
an einen Angriff noch nicht zu denken. Ein solcher des Generals v. Woyrsch 
allein, an den der Russe sich scharf herangeschoben hatte, kam nicht in Betracht. 
Im Weichselbogen war Wlozlawek von den Russen besetzt, im übrigen 
die Lage bis zur Warthe ziemlich unklar. Es stand hier die 1. russische 
Armee, die aber noch auf das rechte Weichselufer übergriff. Sie war 
10 bis 14 Divisionen stark. Auf 8 bis 10 Divisionen war zwischen Weichsel 
und Warthe mit Bestimmtheit zu rechnen. Hart nördlich der Warthe drängte 
starke russische Kavallerie gegen die Grenze vor. Die Masse des russischen 
Heeres hatte in zusammenhängender Linie die Warthe nördlich Sieradz— 
Nowo Radomsk — Gegend nordöstlich Krakau erreicht. Andere Teile 
waren in Galizien am Dunajek eingetroffen und tief in die Karpathen hin- 
eingeschoben. In den gegnerischen Bewegungen war ein Stillstand ein- 
getreten. Die Eisenbahnzerstörungen hatten die beabsichtigte Wirkung 
ausgeübt. Es lagen aber Anzeichen vor, daß jetzt mit der Wiederaufnahme 
des Vormarsches zu rechnen war. 
Unverzüglich begann General v. Mackensen am 11. November die 
Operation; wir hatten dem nur beipflichten können. Schon in den ersten 
Tagen des Vormarsches kam es bei Wlozlawek, Kutno, Dombe zu sehr 
heftigen und beiderseits sehr verlustreichen Kämpfen mit dem vollständig 
überraschten Russen. Er wurde überall geworfen. 
Während die Hauptteile der 9. Armee auf Lodz—Bahnhof Koljuschki 
unaufhaltsam weiter vordrangen, deckte General v. Morgen mit dem 
I. R. K. in dem Gelände nördlich Lowitsch ihre Flanke. Er wurde sehr hart 
bedrängt. Zunächst wehrte er sich durch eigenes tatkräftiges Zugreifen, 
dann sich verteidigend, gegen die über Nowo Georgiewsk auf das linke 
Weichselufer anrückenden russischen Korps. Dank der Einwirkung bei 
Mlawa geschah dies nur langsam. 
Die Mitte der 9. Armee, Kav. Korps v. Richthofen, die 3. Garde-Div. 
und das XXV. R. K., brach endgültig den sich ihr entgegenstellenden 
Widerstand. Sie überschritt die Linie Lowitsch—Lodz und drang über 
Brsheshiny weit nach Süden vor. Sie sah nur dorthin und nach Westen 
und strebte einen großen Erfolg an. Ein auch mir bekannter Befehl der 
9. Armee, sich bei Skiernjewitze zu sichern, erreichte sie nicht; das Oberkom- 
mando war zu weit zurückgeblieben.
	        
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