82 Der Feldzug in Polen Herbst 1914
XVII. A. K. südöstlich Gnesen, Marschrichtung Lentschytza,
XI. A. K. östlich Wreschen, Marschrichtung Kolo—Dombe,
Kav. Korps Frommel zwischen Unjejow und Sieradz, Marschrichtung Lodz,
Korps Posen Kalisch—Sieradz, Marschrichtung Lask.
Von dem Landsturm des Korps Breslau war wenig zu erwarten,
ebenso von den dort eintreffenden k. u. k. Kavallerie-Truppen-Divisionen.
Andere Kräfte waren zur Zeit noch nicht zur Stelle. Weiter südlich war
an einen Angriff noch nicht zu denken. Ein solcher des Generals v. Woyrsch
allein, an den der Russe sich scharf herangeschoben hatte, kam nicht in Betracht.
Im Weichselbogen war Wlozlawek von den Russen besetzt, im übrigen
die Lage bis zur Warthe ziemlich unklar. Es stand hier die 1. russische
Armee, die aber noch auf das rechte Weichselufer übergriff. Sie war
10 bis 14 Divisionen stark. Auf 8 bis 10 Divisionen war zwischen Weichsel
und Warthe mit Bestimmtheit zu rechnen. Hart nördlich der Warthe drängte
starke russische Kavallerie gegen die Grenze vor. Die Masse des russischen
Heeres hatte in zusammenhängender Linie die Warthe nördlich Sieradz—
Nowo Radomsk — Gegend nordöstlich Krakau erreicht. Andere Teile
waren in Galizien am Dunajek eingetroffen und tief in die Karpathen hin-
eingeschoben. In den gegnerischen Bewegungen war ein Stillstand ein-
getreten. Die Eisenbahnzerstörungen hatten die beabsichtigte Wirkung
ausgeübt. Es lagen aber Anzeichen vor, daß jetzt mit der Wiederaufnahme
des Vormarsches zu rechnen war.
Unverzüglich begann General v. Mackensen am 11. November die
Operation; wir hatten dem nur beipflichten können. Schon in den ersten
Tagen des Vormarsches kam es bei Wlozlawek, Kutno, Dombe zu sehr
heftigen und beiderseits sehr verlustreichen Kämpfen mit dem vollständig
überraschten Russen. Er wurde überall geworfen.
Während die Hauptteile der 9. Armee auf Lodz—Bahnhof Koljuschki
unaufhaltsam weiter vordrangen, deckte General v. Morgen mit dem
I. R. K. in dem Gelände nördlich Lowitsch ihre Flanke. Er wurde sehr hart
bedrängt. Zunächst wehrte er sich durch eigenes tatkräftiges Zugreifen,
dann sich verteidigend, gegen die über Nowo Georgiewsk auf das linke
Weichselufer anrückenden russischen Korps. Dank der Einwirkung bei
Mlawa geschah dies nur langsam.
Die Mitte der 9. Armee, Kav. Korps v. Richthofen, die 3. Garde-Div.
und das XXV. R. K., brach endgültig den sich ihr entgegenstellenden
Widerstand. Sie überschritt die Linie Lowitsch—Lodz und drang über
Brsheshiny weit nach Süden vor. Sie sah nur dorthin und nach Westen
und strebte einen großen Erfolg an. Ein auch mir bekannter Befehl der
9. Armee, sich bei Skiernjewitze zu sichern, erreichte sie nicht; das Oberkom-
mando war zu weit zurückgeblieben.