Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Streiks 103 
  
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Ich nehme an, daß der Bericht auch Euer Exzellenz vorgelegt wird, möchte 
aber doch ausdrücklich darauf hinweisen. Ich sehe in dem Vorgehen dieses 
Schlichtungsausschusses eine ganz außerordentliche Gefahr. Werden die 
Löhne an einer Stelle erhöht, so geht voraussichtlich") der Kampf um Lohn- 
erhöhung auf der ganzen Linie von neuem los. Zu Lohnsteigerungen liegt 
aber kein Grund vor. Es ist im Gegenteil, wie von mir schon wiederholt 
betont ist, außerordentlich wichtig, die hohen Löhne, ebenso wie die hohen 
Unternehmergewinne, allmählich abzubauen. Wie weit es möglich ist, durch 
mündliche Anweisung an die Chefs der stellvertretenden Generalkommandos 
die Vorsitzenden der Schlichtungsausschüsse entsprechend aufzuklären, darf 
ich Euer Exzellenz überlassen. Bei der außerordentlichen Bedeutung dieser 
Angelegenheit wollte ich mur Euer Erzellenz Aufmerksamkeit darauf lenken. 
I. A. gez. Luden dorff. 
17. 
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 11. 4. 1918. 
II/Ie Nr. 82 986 op. 
An das Kriegsministerium. 
Auf Grund der Rücksprache meines Vertreters mit dem Chef des 
Kriegsamtes stelle ich folgendes fest: 
Die Ersatzlage ist augenblicklich ungünstig. Der planmäßig aus der 
Heimat dem Feldheer zuzuführende Ersatz genügt bei weitem nicht, um 
die Verluste zu ersetzen. Die Ersatzlage muß daher gebessert werden, wenn 
das Feldheer die vor ihm liegenden schweren Aufgaben erfüllen soll. 
Innerhalb des Feldheeres ist das Erforderliche zur Gewinnung 
von kriegsverwendungsfähigen Mannschaften für die Frontverwendung 
bereits veranlaßt worden. Auf ein nennenswertes Ergebnis ist jedoch nicht 
mehr zu rechnen. Ferner habe ich aus den in Rumänien verbleibenden 
Truppen und Formationen ein Herausziehen der für die Westfront ge- 
eigneten kriegsverwendungsfähigen Mannschaften bis zum Sinken der 
Feldstärken um rund 25 0% angeordnet. Beim Oberost ist eine weitere 
Verringerung der Stärken mit Rücksicht auf das große zu sichernde Gebiet 
nicht möglich. 
In der Heimat kommt es meines Erachtens darauf an, durch scharfe 
Maßnahmen 
*) Wie es auch geschehen ist. Das Mittel, die Masse durch Lohnerhöhungen an 
sich zu fesseln, ist nach der Revolution vom 9. Rovember 1918 noch besonders oft an- 
gewendet. Trotzdem oder besser gerade dadurch ist die Begehrlichkeit und Faulheit ins 
Ungemessene gestiegen. Was kümmerte die Hetzer der Ruin unseres Wirtschaftslebens. 
Sie haben ihren Zweck erreicht: Befriedigung ihres selbstsüchtigen Strebens. D. Verf.
	        
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