106 II. Hilfsdienstgesetz, Ersatz- und Arbeiterfragen
zum Leistungsprogramm des Waffen- und Munitionsbeschaffungsamtes
vom 31. 3. 1918 einverstanden. Demnach würde
1. die Zahl der Geschütze der Feldartillerie auf 700 herunterzusetzen,
2. die der Maschinengewehre 08/15 bis auf weiteres (Oktober) 7000
zu betragen haben und
3. die Fertigung von Pistolen allgemein nach Ermessen des A. D. und
Kriegsamts herabzusetzen sein.
Im übrigen möchte ich noch bemerken, daß der Munitionsbedarf auch
bei möglichster Sparsamkeit an der Front sich aller Voraussicht nach eher
erhöhen wie vermindern wird. Erst im November dürfte eine Verringe-
rung des Bedarfs eintreten. Da das Vorhandensein ausreichender Muni-
tion die Operationen ausschlaggebend beeinflußt, ist die Munitionsher-
stellung zweifellos die wichtigste Frage der gesamten Rüstungsindustrie.
Ich erkenne dankbar die bisher außerordentlichen Leistungen an und bin
überzeugt, daß auch für die Zukunft alles nur Mögliche seitens des Kriegs-
amts in dieser Richtung geschehen wird. Gleichwohl wollte ich nicht ver-
fehlen, auf die außerordentliche Tragweite einer ausreichenden Munitions=
bereitstellung auch meinerseits nochmals hinzuweisen.
I. A.: gez. Ludendorff.
18.
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 4. 6. 1918.
II Nr. 87 893 op.
An den Reichskanzler.
Euer Exzellenz möchte ich auf einige Punkte der auch dort bekannten
„Zusammenstellung der Monatsberichte der stellvertretenden General-
kommandos vom 3. 5. 1918““) besonders aufmerksam machen.
1. „Die Stimmung unter den Industriearbeitern ist weniger durch die
Lebensmittelsorge beherrscht als durch die ins Ungeheure gestiegenen Preise
für Bekleidung. Es sind Anzüge und Hemden gegen 1913 um fast 700 v. H.
gestiegen. Stiefel um fast 300 v. H.“.
Daß Mangel an diesen Gegenständen herrscht, ist bekannt. Das erklärt
und berechtigt aber nicht diese ungeheure Preissteigerung, die über alle
Höchstpreisfestsetzungen willkürlich hinweggeht. Daß im übrigen diese Preise
für den Mittelstand und die Festbesoldeten völlig unerschwinglich sind, bedarf
keiner besonderen Erwähnung.
2. „Die Löhne sind stellenweise so hoch, daß ein Anreiz zur Arbeit nicht
mehr besteht; im Gegenteil, die Arbeitslust sinkt, Genußsucht, Schlemmerei
steigen. Die Arbeiter feiern oft tagelang“.
*) Vom Kriegsministerium zugesandt erhalten. Der Verfasser.