Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Staatliche Regelung der Löhne und Unternehmergewinne 111 
  
  
führe. Zweifelhaft sei, ob es möglich sein werde, auf dem Wege wie 
England andere Finanzierung vorzunehmen. Diese Fragen seien so wichtig, 
daß sie erst noch einige Monate durchgeprüft werden müßten. 
v. Payer hat auch Eindruck, daß Erfolg ausbleiben würde, auch wenn 
man Sache schnell ins Leben treten lassen könnte. Letzteres aber aus den 
von Graf Roedern vorgetragenen Gründen nicht möglich. Reichstag so in 
Nervosität, daß man ihn bald auf einige Monate nach Hause schicken müßte. 
Allein davon zu sprechen, würde große Aufregung im Reichstag verursachen. 
Ganze innere Politik würde aufgerührt werden. Wahlrechtsfragen und 
sonstige Gegenleistungen würden verlangt werden, die man nicht geben 
könnte. Sein Eindruck sei, daß man das, was O. H. L. wünsche, nicht mit 
neuem großen Plan, sondern durch andere Anwendung der jetzigen Grund- 
sätze auch erreichen könne, z. B. Anderung des Abkehrscheines, der jetzt zu 
Mißbrauch führe, etwa in der Weise, daß man Leute nicht völlig entlasse, 
sondern sie zum Betriebe bestimmter industrieller Geschäfte beurlaube. 
Zweifelhaft sei, ob nicht zuviel zur Unterstützung der Industrie geschehe, was 
von dieser benutzt würde zur Vorbereitung der Konkurrenz des späteren 
Friedensbetriebes. Diese Fragen müßten sorgfältig geprüft werden. 
Kriegsminister. Leute könnten nicht beurlaubt werden, wegen Wider- 
stand des Reichstages. Löhnungsfrage bei Beurlaubungen auch sehr 
schwierig, da die Leute als Arbeiter gelöhnt werden müßten. Fragen 
seien nicht leicht zu lösen. 
Scheüch. Gleichmäßige Löhnung der Kriegskommandierten und der 
Reklamierten unbedingtes Erfordernis. Die von Exzellenz v. Payer be- 
rührten Punkte seien bereits eingehend behandelt im Ausschuß fürs Hilfs- 
dienstgesetz, wie auch in Kommissionen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. 
Verhandlungen hätten bisher nicht zum Ziele geführt, da von beiden Seiten 
Forderungen gestellt würden, die nicht erfüllt werden könnten. Wechsel in 
Arbeiterschaft so groß, daß Produktion leide. Leute müßten an Betrieb ge- 
bunden werden. Dieser Forderung habe er zugestimmt, wenn eine Garantie 
gegen die Macht der Arbeitgeber geschaffen würde. Dies sei nicht zu er- 
reichen. Wolle man eine militärische Kontrolle einführen, so seien hiermit 
die Arbeitnehmer einverstanden, nicht dagegen die Arbeitgeber, die sich mili- 
tärischen Behörden nicht fügen wollten. 
Man müsse sich fragen, wie groß die Zahl der Reklamierten sei. Diese 
sei jetzt so gering, daß es sich wirklich nicht lohne. — Arbeitgeber waren denn 
auch die ersten, die erklärten, wir brauchten es nicht. Ihre anfängliche Ab- 
sicht war, ihre Leute fester an die Hand zu bekommen. Weitere Mittel seien 
erwogen worden: z. B. Bindung der reklamierten Arbeiter nicht an einzelne 
Betriebe, sondern an geschlossene Betriebsgruppen, z. B. U-Bootbau, Flug- 
zeugfabrikation; dadurch werde Freizügigkeit sehr eingeschränkt. Weiter sei 
nicht zu gehen. Die Reklamierten als Kommandierte zu behandeln, ginge
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.