112 II. Hilfsdienstgesetz, Ersatz- und Arbeiterfragen
nicht. Groener habe wiederholt im Reichstag erklärt, daß Reklamierte unter
allen Umständen als freie Arbeiter zu behandeln seien; daran müsse fest-
gehalten werden.
Was sich zahlenmäßig ergeben könnte aus den Vorschlägen der
O. H. L., könne nicht angegeben werden. Sei Frage, die zwischen O. H. L.
und Kriegsministerium zu erledigen sei. Heute sei Frage zu prüfen:
Komme bei Ausdehnung der Wehrpflicht so Nennenswertes heraus, daß
politische Bedenken aufgewogen würden? Dies zu verneinen, da Leute
schon jetzt im wesentlichen erfaßt würden. Der alte Mann komme ja auch
nicht an die Front, sondern mache nur einen jüngeren frei.
Ausdehnung auf Frauen: An diesen hätten wir bisher genug gehabt,
wenn wir mehr brauchten, bedürfe es nur eines Winkes, daß wir sie
hätten. Schwierigkeiten nur darin, daß Betriebe den kriegsverwendungs-
fähigen Mann den Frauen vorziehen. Es handle sich deshalb nicht
darum, Frauen gesetzlich zu erfassen, sondern Betriebe zu veranlassen,
möglichst viele kriegsverwendungsfähige Leute freizumachen durch Ein-
stellung von Frauen.
Oberstleutnant Bauer. Der vorgeschlagene Schritt sei von O. H. L.
reiflich überlegt. Letzte Zeit habe übelste Überraschungen gebracht.
Italienische Offensive habe glatt versagt. Müsse mit großer Zahl
Amerikaner und Italiener an Westfront rechnen. Wieviel Divisionen uns
Osterreicher dorthin abgeben würden, sei noch ungewiß. Unsere mili-
tärischen Erfolge seien überraschend groß, trotzdem stehe Sache jetzt so, daß
wenn wir 200 000 Mann mehr hätten, wir die Sicherheit hätten, Feind
auf dem Lande niederzuringen. Dies ist jetzt nicht möglich, daher Ende
hinausgeschoben.
Rüstungsindustrie leiste gutes, aber auf anderer Seite wachsen ameri-
kanische Zuschüsse dauernd. Die erlittenen Verluste der Feinde würden
daher sehr schnell ausgeglichen werden. Wir könnten jedoch dem Kampf
in dieser Richtung getrost ins Auge sehen.
Zweite Frage: Menschenersatz. England ziehe ein, was es könne.
Frankreich stehe an sich um einen Jahrgang besser als wir. Habe viele Leule
aus Industrie herausgezogen und durch Amerikaner ersetzt. Amerika
schicke mehr nach, als wir befürchtet hätten. Auch schlügen sich amerikanische
Truppen besser, als wir gedacht. Auch dürfe man nicht verkennen, daß
sie in voller Körperkraft und wohlgenährt in den Kampf kämen.
Unsere Lage nicht schlecht. Innerpolitisch gefestigt, neue Waffen-
entscheidung könne auf der Gegenseite zum Zusammenbruch führen.
Sei zu hoffen, aber nicht völlig sicher. Vielleicht würde sich Kampf ins
neue Jahr hineinerstrecken. Dann seien Feinde uns weiter überlegen:
deshalb habe Feldmarschall die Bitte an Reichskanzler gerichtet. O. H. L.