Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Staatliche Regelung der Löhne und Unternehmergewinne 113 
  
  
wolle rein militärisch, daß ihr Ersatz wieder reichlicher zufließe. Im März 
und April hätten wir 300 000 Verwundete, davon nur 70 000 wieder- 
erhalten. Infolgedessen seien Divisionen vorne, die nur Stärke eines nor- 
malen Regiments hätten. Letzte Offensive weit geringere Verluste, trotz- 
dem manche Diovision sehr geschwächt. Es müssen also Ersatzverhältnisse 
verbessert werden. Industrie habe noch 1,7 bis 2 Millionen kriegsverwen- 
dungsfähige Leute. Diese arbeiten nicht voll, Arbeitsleistung erheblich zu- 
rückgegangen, durchschnittlich ungefähr 30 v. H. Nicht bloß infolge Er- 
nährung, sondern aus all den im Schreiben des Generalfeldmarschalls an- 
geführten Gründen. Jetzt dürfe niemand feiern; wer nicht arbeiten wolle, 
müsse gezwungen werden; deshalb militärische Kontrolle gewünscht. Leute 
müßten erscheinen; wer nicht kommt, unterliegt militärischer Bestrafung. 
Frauenarbeit: In England und Amerika sei man erheblich 
weiter gegangen. Durch Ausbildung der Frauen in Fabriken lasse sich noch 
vieles herausbringen. Gefahren für die Gesundheit dürften nicht über- 
schätzt werden. Bittet, auf diesem Wege weiter zu gehen. Hilfsdienstpflicht 
solle nur Mittel geben, Frauen restlos zu erfassen. Viele täten heute noch 
nichts, müßten dazu gezwungen werden. Vielleicht könne man das, was 
O. H. L. wolle, auf andere Weise erreichen. Abkehrschein müsse, wie 
Exzellenz v. Payer ausgeführt, verbessert werden. Ebenso müsse vor- 
zeitiger Einstellung auf Friedensindustrie gesteuert werden. Die O. H. L. 
habe geglaubt, ihre Forderungen auf Wege der Wehrpflicht zusammenfassen 
zu sollen. Über Weg ließe sich jedoch verhandeln. Was den Zeitpunkt 
betreffe, so sei die Sache nicht von heute auf morgen zu machen. Wenn 
die Finanzlage so schwierig sei, so müsse man sich fragen, ob da nicht 
Abhilfe geschaffen werden könne. Ob dies möglich sei, habe lediglich das 
Reichsschatzamt zu entscheiden. 
Die Löhne der Reklamierten und der Kommandierten müßten gleich- 
mäßig sein. Einige Ungerechtigkeiten hinsichtlich der Löhnung zwischen den 
Eingezogenen und den Hilfsdienstpflichtigen seien auch jetzt noch vor- 
handen. 
Ob die politischen Bedenken so erheblich seien, daß man die Sache 
nicht machen könne, unterliege lediglich der Entscheidung der Reichs- 
leitung. Die militärische Lage sei jedoch so, daß man sehen müßte, soviel 
Soldaten zu erhalten, als möglich; daß wir die Frauen bekämen und daß 
die Leute so viel arbeiteten wie nur möglich. 
Das Reichsmarineamt habe neuerdings sehr erhebliche Forderungen 
an Ersatz für U-Boote gestellt; sonst könne man den U-Bootkrieg nicht fort- 
setzen; dieser brauche sehr viel Ersatz, auch an Arbeitskräften. Wo man 
diese hernehmen solle, sei ungewiß. Die Aushebung an polnischen Ar- 
beitern arbeite ja erfreulich, aber sei nicht ausreichend. Zu bedenken sei 
Urkunden der Obersten Heeresleitung 1916—1918. 8
	        
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