Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

114 II. Hilfsdienstgesetz, Ersatz= und Arbeiterfragen 
  
  
auch, daß wir die russischen Kriegsgefangenen nicht endlos behalten 
können. . 
Bitte die Frage bei ihrer enormen Wichtigkeit recht sorgfältig prüfen 
und nicht kurzer Hand ablehnen zu wollen; über den Weg würde sich reden 
lassen. 
Freiherr v. Stein. Der von O. H. L. vorgeschlagene Weg würde den 
Erfolg nicht haben. Durch Erhöhung der Wehrpflicht würden wir nicht 
mehr Leute an die Front bekommen. Die Leute, die herausgenommen 
werden könnten, sind zum inneren Kriegsdienst unentbehrlich. Wir wissen, 
was uns Hilfsdienstgesetz politisch gekostet hat. Eine Erweiterung würde 
politisch ganz unerträglich sein. Es würden uns alle möglichen Sachen 
abgetrotzt werden, deshalb Gedanke nicht zu erwägen. Wohl aber seien 
auf anderem Wege Verbesserungen zu erzielen. Z. B. könne verhindert 
werden, daß Industrie sich jetzt schon auf Frieden einstelle. Dies müsse 
aber durch militärische Stellen geschehen. Weiter mit der Militarisierung 
der Betriebe zu gehen, erscheine nicht unbedenklich. Ob volkswirtschaftlich 
damit mehr erreicht werde, sei sehr zweifelhaft, ebenso, ob es sich mit dem 
militärischen Personal machen lasse. Daß Reklamierte den Hilfsdienst- 
pflichtigen im Lohne gleichzustellen sind, hat General Groener im Reichstag 
einmal zugesagt, dies könne nicht zurückgenommen werden. Was die Er- 
höhung der Arbeitsleistung des einzelnen anlangt, so sei nicht zu be- 
streiten, daß höhere Löhne, besonders der jungen Leute, ein Krebsschaden 
sind. Wie dies zu bessern ist, sei ungemein schwierig zu sagen. Ob mit 
Militarisierung, sei sehr zweifelhaft. Will man alles unter Wehrpflicht 
stellen, so sei sehr zweifelhaft, ob man die Leute dazu habe. Durch die 
jetzigen Vorschriften sei schon sehr viel zu machen?). 
Wallraf. Vom Standpunkt der inneren Politik sei er erfreut, daß 
nicht von heute auf morgen Maßnahmen gesetzlicher Natur getroffen 
werden sollten. Würde Rückschlag der inneren Stimmung bringen, der 
nicht erträglich wäre. Jetzt Stimmung durch Erfolge des Heeres gut. 
Verhandlungen im Reichstage würden politischen Kuhhandel entfesseln, 
wie er noch nicht dagewesen; nicht nur in innerer, sondern auch in äußerer 
Politik. Es würde gefragt werden: Was verfolgt ihr für Ziele? Wieviel 
Truppen habt ihr noch im Osten? usw. Zunächst sei die Frage zu prüfen, 
ob sich nicht verfolgte Ziele auf anderem Wege, z. B. Ausführungs- 
bestimmungen, erreichen lassen. Es müsse ein Weg sein, der nicht ver- 
heerenden Einfluß auf die innere Stimmung habe. 
Scheüch hält auch ein Zurückgehen in Ansehung der Löhnung 
zwischen den Reklamierten und den Hilfsdienstpflichtigen für nicht mehr 
*) Leider ist nicht alles geschehen. Dies zu erreichen war der Zweck der dauernden 
Mahnungen der Obersten Heeresleitung. Der Verfasser.
	        
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