Staatliche Regelung der Löhne und Unternehmergewinne 115
möglich. Es ist aber auf diesem Gebiete schon möglichste Abhilfe im Ge-
heimen geschaffen worden. Die von Oberstleutnant Bauer angegebene Zahl
der Reklamierten sei zu hoch. Jetzt gesteigert, weil die Marine eine Anzahl
Leute für besondere Betriebe herausgenommen habe. Was den Ersatz der
Marine betreffe, so verfahre diese in ihren Betrieben mit den kriegs-
verwendungsfähigen Leuten anders wie in den Heeresbetrieben. Es
müsse daher auf sie eingewirkt werden, daß die Marine mehr kriegs-
verwendungsfähige Leute aus ihren Betrieben herausnehme; O. H. L.
müsse da helfen.
Eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit der einzelnen Arbeiter sei durch
Beaufsichtigung des einzelnen Mannes nicht zu erzielen; ein anderes
Mittel soll schon gute Erfolge erzielt haben, nämlich daß der, der lässig ist,
eingezogen werde. Auf diesem Wege sei fortzuschreiten.
Der Vorschlag der O. H. L., jede Frau zu erfassen, würde eine Illu-
sion bleiben, da nur so viel Frauen herangezogen werden könnten, als wir
unterbringen können. Es würde dies schlechte Stimmung machen und zu
Ungerechtigkeiten führen. Mit dem bisherigen Verfahren seien gute Er-
fahrungen gemacht, man müsse dabei bleiben.
Was die Höhe der Löhne beträfe, so glaube er nicht, daß es durch Ein-
führung von Höchst= und Mindestlöhnen für das Reich billiger würde, er
sei jedoch gern bereit, die Frage zu prüfen.
Bestände die Sicherheit, daß mit 200 000 Mann mehr an Soldaten
der Krieg jetzt zum Schluß gebracht werden könne, so könnten diese nötiger-
weise sofort beschafft werden.
Kriegsminister. Erklärte sich ebenfalls hierzu bereit. In einem
solchen Falle müßte eben die ganze Wirtschaft stehengelassen und alle an
die Front geschickt werden. Zur Ausbildung seien aber Wochen und
Monate erforderlich, die ausgehobenen Leute könnten doch nicht sofort an
die Front gehen. Auch sehe er so furchtbar ernst und schwer die Ersatz-
lage nicht an?*); der Nachschub sei bloß nicht von heute auf morgen zu
machen“). ·
v. Payer. Wenn wir mit gesetzlicher Vorlage an Reichstag kämen,
die Zwang für den einzelnen brächte, dann bestände die Gefahr, daß der
Reichstag auf die Friedensresolution vom vorigen Jahr zurückkomme und
ihr eine Form gebe, die nicht in unserem Interesse gelegen sei.
Graf Roedern. Glaubt aus Ausführungen des Oberstleutnant Bauer
entnommen zu haben, daß vor Ende Juli die Sache nicht weiter verfolgt"“*)
werden solle.
*) Dieser Optimismus stand im Gegensatz zu der ernsten Auffassung der O. H. L.,
die sich leider als richtig erwies.
* ) Gewiß, darum hatte die HO. H. L. dauernd gemahnt.
*##%) Es stand in wenigen Tagen eine Besprechung in Spa in Auesicht. D. Verfasser.
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