Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

118 II. Hilfsdienstgesetz, Ersatz-- und Arbeiterfragen 
  
Bei der erprobt anständigen Gesinnung des Abgeordneten Lange, der 
sich an den Beratungen im Landeslebensmittelamt mit anerkennens- 
werter Freimütigkeit wie Sachlichkeit und ruhiger Besonnenheit seit dessen 
Gründung als von seiner Landtagsfraktion entsandter Vertreter beteiligt, 
wird eine persönliche Richtigstellung Euer Exzellenz gewiß an gute Stätte 
kommen und wertvolle Gegenwirkung ausüben. 
Ich möchte Euer Exzellenz bitten, bei nächster Gelegenheit 
den Abgeordneten eventuell in einer Sitzung des 
Landeslebensmittelamtes auf Ihre Antwort stellen 
zu dürfen, um des Bekanntwerdens derselben in 
größerem Kreise sicher zu sein. Die Anschrift des 
Abgeordneten ist: Landtagsabgeordneter Lange, 
Leipzig, Querstraße 29 IV. 
Darf ich bei dieser Gelegenheit Eurer Exzellenz Aufmerksamkeit auf eine 
Frage lenken, deren richtige Lösung für die Volksstimmung weiterhin von 
größter Bedeutung sein wird. Zur Steuerung der drohenden Kleinwohnungsnot 
ist die Freigabe von Baustoffen seitens der Heeres- 
verwaltung an dierichtige Hand vonallergrößter Be- 
deutung. Als stellvertretender Vorsitzender der Zentralstelle für Woh- 
nungsfürsorge im Königreich Sachsen mit all den einschlägigen Fragen ernst- 
lichst befaßt, erfahre ich zu meinem größten Leidwesen, daß auch hier 
wieder das infame Kriegsjobbertum sich zwischen 
Heeres= und Bedarfsstellen einschaltet und mit 
Wuchergewinnen Ziegelsteine, Holz weitergibt. Es 
frißt da an unserem Volksmark ein übel, dem mit aller Energie gesteuert 
werden muß. Kommt zu der enorm schwierigen Frage der Geldbeschaffung 
(warum wehrt sich das Reichsschatzamt gegen unseren Vorschlag, „10 v. H. 
der nächsten Kriegsanleihe werden für den Wohnungsbedarf des deutschen 
Volkes abgezweigt“? — Das gäbe der Anleihe eine Zugkraftl) noch außer 
den fast unerschwinglichen Arbeitslöhnen die wucherische Verteurung frei- 
zugebender Baumaterialien, so sehen wir Wohnungsfürsorger nach noch 
so glücklichem Kriegsende eine nachträgliche innere Katastrophe aus dem 
kommenden Wohnungselend voraus. All die bewilligten Milliönchen sind 
nichts gegenüber dem Milliardenbedarf bei einer Bauverteuerung von 
mindestens 100, wenn nicht 140 bis 160 v. H. für die nächsten fünf Jahre. 
Dies drängende Kapitel der Übergangswirtschaft Eurer Exzellenz zur 
tatkräftigsten Förderung ans Herz zu legen, erscheint mir Pflicht für einen 
Wissenden. 
Gegen den glorreichen Endsieg des protestantischen deutschen Kaiser- 
tums kämpfen zum äußeren Gegner drei innere an: der rote, der schwarze 
und der goldene Internationalismus — der letztere vielleicht mit den
	        
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