Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Schriftwechsel mit Professor Dr. Kraft-Dresden 121 
  
  
6. 3. 1918. 
An General Ludendorff. 
Euer Exzellenz wollen mir eine vielleicht nicht unwichtige Ergänzung 
zu meiner Antwort auf das Schreiben 15 400/II. vom 19. 2. 1918 
gestatten. 
In der gestrigen Sitzung des Ernährungsbeirates für das Königreich 
Sachsen machte ich Herrn Abgeordneten Lange auf die zu erwartende 
direkte Richtigstellung der Euer Exzellenz unterschobenen Außerung „Der 
deutsche Arbeiter sei zu feige zu einem Generalstreik“, aufmerksam. 
Daraupfhin erhielt ich folgende nähere Erklärung über die Rolle, die diese 
Außerung für den Streikausbruch spielte. Dieselbe sei als angeblich durch 
Zeugen belegt — nicht ohne Widerspruch — in der gemeinsamen ersten 
Sitzung vorgebracht worden, bei der sich die Führer der Sozialdemokratie 
und der unabhängigen Sozialisten Scheidemann") und Haase neben anderen 
Parteivertretern aus ganz Deutschland wegen der Streikfrage zusammen- 
fanden. Neben der Lebensmittelfrage habe diese so raffiniert auf das Ehr- 
gefühl des deutschen Arbeiters berechnete Außerung ausschlaggebende 
Wirkung gehabt. 
Angesichts dieser Enthüllung dürfte eine baldige Mitteilung an Herrn 
Lange, der zur Zeit bei der Tagung der 2. Sächsischen Kammer im Stände- 
haus zu Dresden anwesend ist, von besonderem Werte sein. Herr Lange 
erklärte sich sofort bereit, eine Richtigstellung in loyalster Weise seiner 
Partei zu unterbreiten. 
In ganz besonderer Hochschätzung Euer Exzellenz ergebenster 
Prof. Dr. Kraft. 
12. 3. 1918. 
An Oberstleufnank Bauer. 
Hochverehrter Herr Oberstleutnant. Anbei übersende ich für Hoch- 
wohlgeboren einen Bericht des Unterstaatssekretärs Dr. Müller über seine 
Unterredung mit dem Landtagsabgeordneten Lange. Aus taktischen 
Gründen hatte ich Dr. Müller allein mit ihm verhandeln lassen. — Danach 
ist die Sache eines der infamen Mittel der Streikerreger gewesen, den 
Streik zu propagieren. Ich schließe mich in bezug auf die Richtigstellung 
dem Standpunkt des Dr. Müller an; jedes weiter Eingehen verbreitet 
diese Infamie. Nach dem Urteil des Abgeordneten Ebert wird Lange seine 
*) Am 17. Oktober 1918 führte Herr Scheidemann aus, in Arbeiterkreisen habe 
ich einen ganz schlechten Ruf. Es kann dies nach dem vorliegenden Fall nicht über- 
raschen. Ihn konnte ich klarstellen, während andere gar nicht zu meiner Kenntnis 
kamen. Der Verfasser.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.