Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Unnatürliche Steigerung der Kriegskosten 141 
  
  
eine ungesunde Preissteigerung erlebt, sondern auch bei manchen Roh- 
stoffen, die staatlich bewirtschaftet werden, und bei manchen Gegenständen 
des täglichen Bedarfs. 
Es ist nicht einzusehen, warum die Preise für Schuhzeug, Bekleidung, 
ferner z. B. für Sauerstoff und Karbid um ein Mehrfaches, zum Teil auf 
staatliche Festsetzung hin, gestiegen sind. Leder, Baumwolle, Leinen usw. 
sind gewiß sehr knapp, darin liegt aber noch keineswegs ein Grund für 
ihre überaus hohen Preise. Wir dürfen im Kriege dem Gesetz des Ver- 
hältnisses zwischen Angebot und Nachfrage nur eine sehr bedingte Berechti- 
gung zusprechen. Der Staat muß unbedingt dafür sorgen, daß die Gegen- 
stände des täglichen Bedarfs zu Preisen, die auch von den Minderbemittel- 
ten ohne größere Schwierigkeiten bezahlt werden können, in den Handel 
kommen. Benachteiligung des einzelnen kann dabei nur durch Rationie- 
rung verhindert werden. 
e) Lebensmittel. Verhältnismäßig am wenigsten ungesund sind die 
Preisverhältnisse auf dem öffentlichen Lebensmittelmarkte. Die Preise für 
die wichtigsten Nahrungsmittel sind erschwinglich. Außerordentlich wün- 
schenswert ist jedoch eine scharfe Bekämpfung des Schleichhandels. 
Ob wirklich durchschlagende Erfolge auf diesem Gebiete möglich sind, er- 
scheint mir allerdings fraglich, wenigstens solange, als wir nicht besondere, 
schnell arbeitende Gerichte mit sofortiger Exekutive einrichten. Auch hierin 
ist England vorbildlich. Allerdings ist die Unmoral bereits sehr eingerissen. 
Um so mehr muß eingegriffen werden. 
d) Löhne. Die Arbeitslöhne sind im Laufe des Krieges stark ge- 
stiegen. Das Maß der Steigerung ist jedoch sehr verschieden. An vielen 
Stellen hält es mit der Verteuerung der Lebensbedürfnisse, wie sie nun 
einmal eingetreten ist, Schritt, in weiten Kreisen der Arbeiter der 
Rüstungsindustrie jedoch geht es weit über das durch die Verteuerung ge- 
zogene Maß hinaus. Den Beweis für diese meine Ansicht sehe ich in dem 
Umstand, daß bei Teilen der Rüstungsindustrie-Arbeiter geradezu Ver- 
schwendung, Luxus und Arbeitsscheu eingerissen sind. Hier müssen daher 
für die Lohnsteigerung andere Ursachen vorhanden sein. Sie liegen zum 
Teil in der Verhetzung der Arbeiter und in der systematischen Erweckung 
der Begehrlichkeit. Die Zwangslage, in der wir uns befinden, wird dabei 
planmäßig ausgenutzt. Von dem größten Einfluß aber sind die hohen 
Kriegsgewinne der Unternehmer gewesen. 
Solange diese Verhältnisse andauern, wird es auch zu weiteren Lohn- 
erhöhungen kommen, die dann unmittelbar auch zu erneuten Steigerungen 
der Kriegsgewinne führen. Es wäre eine Schraube ohne Ende. 
Daher ist die Herabsetzung der Kriegsgewinne und der Kosten für die 
Lebenshaltung so außerordentlich dringlich. Hier muß der erste Schritt
	        
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