Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Erfüllung des Flugzeugprogramms in voller Höhe 163 
  
  
6. 
Thef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 27. 10. 1917. 
11 Nr. 67 666 op. 
Zum Schreiben vom 13. 10..1917. 
Ea Nr. 124/17 K. R. A. K. 
An das Kriegsamt. 
Das vorangezogene Schreiben ließ mir noch einige Zweifel, die dem 
Herrn Chef des Kriegsamts durch den von mir entsandten Vertreter über- 
mittelt worden sind. Die daraufhin dankenswerterweise anberaumte 
Sitzung im Reichseisenbahnamt am 23. 10. 1917 hat indes nach Meldung 
meines Vertreters auch noch keine volle Klarheit erbracht. Sicher scheint 
nur, daß schon seit einiger Zeit ein Mangel an Hartstahl besteht und 
infolgedessen 
a) die Neufertigung von Geschoßhüllen nicht dem Verbrauch 
entspricht. 
b) auch das Eisenbahn-Oberbaumaterial kaum dem dringendsten 
Bedarf entsprechend geliefert werden kann. 
Ich nehme an, daß inzwischen die Schritte zur Beseitigung dieser 
Übelstände vom Kriegsamt eingeleitet sind; bei der Wichtigkeit der An- 
gelegenheit für das Heer möchte ich jedoch noch folgendes zur Sprache 
bringen: 
1. Die Munitionsfrage beherrscht mehr und mehr ausschlaggebend 
die Kriegslage. Ob und wann die schweren Kämpfe im Westen in diesem 
Winter ein Ende finden, ist absolut unsicher. Die Anstrengungen der Eng- 
länder und Franzosen lassen auf ihre Fortsetzung bis zur erreichten Ent- 
scheidung schließen. Wir müssen also mit Fortsetzung der Angriffe in erheb- 
lichem Umfange durch den Winter hindurch rechnen und müssen 
weiter uns auch darauf einrichten, daß im Frühjahr der Kampf in ver- 
schärftem Maße entbrennt. Hieraus ergibt sich, daß wir unsere Reserven 
an Geschoßhüllen nicht mehr erheblich vermindern dürfen, sondern daß 
im allgemeinen die Fertigung dem Verbrauch bzw. der Pulver= und 
Sprengstofflieferung entsprechen muß. 
2. Ummöglichstschnell erst einmal dem bisherigen Ausfall 
an Geschoßhüllen entgegenzuwirken, ist es anscheinend nötig, auf das 
Kontingent an Hartstahl für die Eisenbahn zurückzugreifen. Ich hoffe, 
daß der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten einer solchen Maßnahme 
zustimmt, ebenso wird auch der Feldeisenbahnchef seine Forderungen für 
die nächsten Monate auf das Mindestmaß erniedrigen. Es ist jedoch klar, 
daß diese Maßregeln nur vorübergehend, d. h. für ein bis zwei Monate, 
eintreten können, und daß später dafür Ersatz an die Eisenbahn gegeben 
werden muß. 
11“
	        
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