Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

164 IV. Kriegswirtschaft, Beschaffungsfragen 
  
  
3. Aus 1 und 2 folgt m. E., daß die Produktion an Hartstahl 
gesteigert werden und daß die für seine Verarbeitung befähigten schweren 
Walzstraßen voll ausgenutzt werden müssen. Mit bloßer Verschiebung 
der Verhältnisse in der Produktion von Hart= und Weichstahl würde aber 
auch noch wenig gewonnen, denn die aus letzterem erzeugten Gegenstände 
sind fast sämtlich ebenfalls äußerst wichtig. So bleibt als allgemeine 
Forderung nur die möglichste Erhöhung der Stahlproduktion im 
ganzen. Hierzu ist es m. E. nötig, 
I. die betr. Firmen auf den Ernst der Lage hinzuweisen und ein 
klares Bild ihrer Leistungsfähigkeit bzw. deren Steigerung zu verlangen. 
Eine genaue Kontrolle der Erzeugung und Verteilung ist unbedingt im 
Kriegsinteresse nötig. Sie scheint mir nach wie vor durch eine Zwangs- 
sondizierung am besten gewährleistet. Daß Firmen aus Verärgerung 
darüber weniger liefern sollten als möglich, erachte ich für ausgeschlossen. 
Es wäre Landesverrat, den ich unserer Industrie nicht zutraue. Vielleicht 
führen indes auch andere Maßnahmen, wie Deklarationszwang, zum Ziel, 
jedenfalls muß es auch den Stahlproduzenten klar sein, um was es zur Zeit 
geht. Daß schnell gehandelt werden muß, bedarf m. E. keines Be- 
weises mehr. 
II. Eine Produktionssteigerung ist nur möglich, wenn die Kohlen- 
bzw. Kokslieferung gesichert und gesteigert wird. Das ist — neben der 
Förderungsfrage — reine Transport= und Verteilungssache. Die 
Transportkrise hat sich aber leider immer mehr verschärft. Um so mehr 
muß sie gelöst werden. Sie hängt m. E. zur Zeit an drei Punkten, nämlich: 
a) Personenverkehr, 
b) Entladungsschwierigkeiten, 
c) Mangel an Lokomotiven und Güterwagen. 
Zunächst ist der starke Personenverkehr sehr störend. Der 
Herr Minister der öffentlichen Arbeiten hat Abhilfe zugesagt, und ich ver- 
traue, daß es ihm, gegebenenfalls mit den rücksichtslosesten Mitteln, ge- 
lingen wird. 
Ferner ist es die Entladungsschwierigkeit in den großen Zentren. 
Die vom Kriegsamt erlassenen Anweisungen reichen an sich m. E. völlig 
aus. Dagegen fehlt es noch am Zusammenarbeiten der betr. Behörden. 
Ich glaube, daß es nötig ist, daß jeder Bahnhofsvorstand die Berechtigung 
erhält, Personal von der nächsten Gemeinde anzufordern, die ihrer- 
seits wieder von dem stellv. Genkdo., auf Grund des Kriegsleistungsgesetzes 
ein- für allemal Auftrag hat, diesen Anforderungen zu entsprechen. Ich 
möchte darauf aufmerksam machen, daß neben anderen z. B. in dem Haus- 
personal der Großstädte (Dienstmädchen, Köchinnen usw.) für derartige vor-
	        
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