166 IV. Kriegswirtschaft, Beschaffungsfragen
ausschlaggebender Bedeutung. Andererseits scheinen mir auch noch nicht
überall der enge Zusammenhang und die Wechselwirkung, in dem alle
Zweige zueinander stehen, erkannt zu sein.
Letzten Endes ist die Grundlage aller Tätigkeit in der Heimat die
richtige Versorgung mit Kohlen. Diese ist aber wieder überwiegend Trans-
portfrage. Daneben spielt die Versorgung mit Lebensmitteln die Haupt-
rolle. Auch sie ist zur Zeit überwiegend Transportfrage. So ergibt sich,
daß die Transportfrage jetzt entscheidend ist für die Fortsetzung des Krieges,
und daß ihre Bewältigung von allen in Betracht kommenden Stellen in
dauerndem gemeinschaftlichen Anteil angestrebt werden muß. Ministerium
der öffentlichen Arbeiten, Feldeisenbahnchef., Kriegsamt (Wumba u.
K. R. A.), Kriegsernährungsamt und Reichskohlenkommissar müssen daher
in dauerndem Zusammenhang stehen. Nur dann ist organische und erfolg-
reiche Arbeit möglich. IJ. A.: Ludendorff.
7.
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 12. 11. 1917
II Nr. 69 986 op.
An das Kriegsamt.
Auf Grund der in Berlin am 5. 11. stattgehabten Besprechung über
das Lastkraftwagenprogramm und des Schreibens des R. M. A. vom
8. 11. 1917 Nr. B. VII U. L. 33 254 möchte ich auf folgenden Mißstand
hinweisen. Die seinerzeit von hier angestrebte Einheitlichkeit der Be-
schaffungen ist bisher nicht erreicht. Infolgedessen bestellen zur Zeit mehrere
Beschaffungsstellen — es handelt sich hier namentlich um Wumba,
R. M. A., J. Kraft, J. d. Flieg., Ing.-Komitee — bei derselben Fabrik
gleichzeitig Gegenstände ihres Ressorts. Kommen nun Verzögerungen, so
drängt jede Beschaffungsstelle aufihre Gegenstände, was
notgedrungen zu Reibungen führt. Letzten Endes bleibt dabei die Ent-
scheidung, was sie fertigt oder nicht fertigt, der Fabrik überlassen. Die
Fabrik ihrerseits wird trotz aller Dringlichkeitslisten am liebsten das
liefern, was ihr am meisten Gewinn abwirft. Außerdem benutzen die
Fabriken die Gelegenheit, um, auf die Dringlichkeit einzelner Lieferungs-
gegenstände pochend, sich mit Arbeitern, Kohle usw. vollzusaugen, was
wieder andere wichtige Betriebe schädigt.
Ich glaube daher, daß eine Oberaufsicht über alle Beschaffungen nötig
ist. Sie müßte m. E. beim Kriegsamt liegen, das seinerseits Entscheidung
in wichtigen Fragen nach Anhörung der O. H. L. treffen müßte. Es dürfte
dazu zweckmäßig sein, wenn alle Beschaffungsstellen ihre Auf-
träge unter Angabe von Gegenstand, Zahl und Lieferfirmen dem Kriegs-