Ungünstige Lage der Kriegswirtschaft in den ersten Monaten 1918 169
Es muß daher unter allen Umständen Abhilfe erfolgen, und zwar
1. durch vorbereitende Maßnahmen, um der Transport-
schwierigkeiten als des Übels Wurzel für die Zukunft Herr
zu werden,
2. durch Sicherstellung der Produktion wenigstens der augenblicklich
oder für die Zukunft besonders wichtigen Gegenstände gleich-
zeitig mit
3. allgemeiner Entspannung auf allen übrigen Gebieten der Kriegs-
wirtschaft und Rüstungsindustrie.
Zu 1. ist es nötig, mehr Lokomotiven zu schaffen. Der Loko-
motiomangel ist jedenfalls viel schwerwiegender wie der Wagenmangel.
Ferner müssen mehr Schienen geliefert werden, einmal für Instand-
setzungen, dann für Anlage von Umgehungsstrecken usw. zur Entlastung der
jetzt übermäßig in Anspruch genommenen Strecken und Eisenbahnknoten-
punkte. Diese Maßregeln müssen schleunigst einsetzen. Hand in Hand
damit muß eine Bevorratung der Eisenbahn mit Betriebskohle (zugleich
Reserve für wichtige Teile der Rüstungsindustrie) gehen. Gelingt es durch
diese drei Maßregeln der Transportschwierigkeiten einigermaßen Herr zu
werden, so wird dadurch wiederum eine bessere Kohlenversorgung für
Rüstungsindustrie, Hausbrand, Kokereien, Gas= und Elektrizitätswerke,
besonders aber eine erhöhte Stahlerzeugung möglich. Letztere ist besonders
wichtig, denn, wie zur Zeit die Dinge liegen, hängt die Rüstungsindustrie
zur Zeit im wesentlichen von der Stahlerzeugung ab. 6
Zu 2.: Trotz der allgemein ungünstigen Lage der gesamten Kriegs-
wirtschaft muß außer den unter 1. genannten Gegenständen noch eine
Reihe anderer Dinge bevorzugt behandelt werden. Insbesondere muß die
Landwirtschaft ihren künstlichen Dünger für die Frühjahrsbestellung er-
halten. Die hierfür nötigen Kohlen, Schwefelsäure usw. müssen zur Ver-
fügung gestellt werden. Ferner ist es nötig, die Hartstahlproduktion schon
jetzt nach Möglichkeit hochzuhalten, da von ihr die Munitions= und
Schienenfertigung abhängt. Hierzu ist zu bemerken, daß hinsichtlich der
Munition insofern eine Anderung eingetreten, als zur Zeit nicht mehr das
Pulver, sondern die verfügbaren Mengen von Geschoßhüllen die Muni-
tionsfertigung bestimmend beeinflussen. Diese Lage ist um so bedenklicher,
als die Vorräte an leeren Geschoßhüllen dauernd zusammengeschmolzen
und jetzt auf einem erheblichen Tiefstand angekommen sind.
Erschwerend tritt hinzu, daß eine Reihe anderer Gegenstände keines.
falls vernachlässigt werden darf. Hierzu gehören vor allem die U-Boote
(einschließlich leichter Seestreitkräfte), Flugzeuge und alle Lastkraftwagen
(Schlepper, Dampftraktoren usw.).