Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

180 V. Kohle, Transportfragen 
  
  
Meines Erachtens ist die Steigerung der Kohlenproduktion jetzt und 
für die folgende Zeit geradezu entscheidend für unsere Rüstungsindustrie 
und unser wirtschaftliches Durchhalten. 
Aus diesen Gründen habe ich auch die geforderten 40 000 Arbeiter 
aus dem Heere, wenn auch mit schwerem Herzen, zugesagt. Die Steigerung 
der Produktion ist aber nur in gewissem Maße möglich und es erscheint 
mir fraglich, ob wir allen Ansprüchen genügen können. Deswegen ist es 
m. E. gleichzeitig nötig, die Kohlen zu rationieren. Hierbei müssen 
starke Einschränkungen im Verbrauch an Stellen, wo dies möglich ist, ein- 
treten. Ich erwähne z. B.: 
1. Verbot des Heizens von Theatern und Museen. 
2. Beschränkung der geheizten Räume in Schulen, Universitäten usw. 
3. Verpflichtung aller Hausbesitzer, nur eine bestimmte Anzahl von 
Zimmern im Winter zu heizen; dies gilt auch für Häuser mit 
Zentralheizung. 
4. Sparen an elektrischem Licht in Läden, Wohnungen, auf den 
Straßen und in öffentlichen Lokalen. 
5. In der Industrie läßt sich wahrscheinlich durch Schließen kleiner, 
unrentabler Werkstätten sparen, zumal sich auch die dort befind- 
lichen Arbeiter in größeren Anlagen besser verwerten lassen. 
Anderseits muß es gelingen, Kohlen für die ärmere Bevölkerung, 
Dreschmaschinen usw. rechtzeitig bereitzustellen. 
Es muß m. E. auch baldigst ein Überschlag aufgestellt werden, was 
wir an Kohlen gebrauchen und welche Fabriken voll bzw. in geringerem 
Maße zu beliefern sind. Noch jetzt kommen täglich Klagen, daß wichtige 
Fabriken zum Stilliegen kommen, weil sie keine Kohle haben. Namentlich 
sind dies auch Elektrizitätswerke, die viele Anlagen mit Energie zu ver- 
sehen haben. Daß diese Werke vielfach ihre Energie verschwenden zu- 
gunsten von Licht (ogl. zu 4) statt zu Kraft, ist wohl sicher. 
Alles in allem ist die Bewirtschaftung der Kohle eine ebenso wichtige 
und schwierige, aber auch dankenswerte Aufgabe. Es müssen hierzu die 
tüchtigsten Männer herangezogen werden. Ob dies jetzt schon der 
Fall ist, erscheint mir nicht sicher. Falls diese Ansicht auch dort vorhanden 
ist, bitte ich dringend, Abhilfe zu schaffen. Empfehlenswert dürfte es sein, 
je einen Vertreter des Ruhrkohlengebiets und des Oberschlesischen Kohlen- 
gebiets heranzuziehen. 
I. A. Ludendorff.
	        
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