Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Bedenkliche Transportlage 191 
  
  
die erforderliche Regelmäßigkeit in den Güterzugverkehr zu bringen. Dazu 
ist es nötig, daß diese Züge nur so viele Wagen führen, wie bei den jetzigen 
Leistungen der Lokomotiven sicher gefahren werden können. Zu hohe Be- 
lastung schädigt das Lokomotivmaterial und ruft durch das Versagen der 
Maschine während der Fahrt große Verspätungen hervor, die ihrerseits 
wieder den glatten Verkehr hindern. 
Diese Maßregel muß Hand in Hand mit einer Einschränkung der Zahl 
der Reisenden gehen. Diese Einschränkung läßt sich einmal durch Auf- 
klären des Volkes mit Hilfe von Presse und Parlament, außerdem aber 
auch durch Zwangsmaßnahmen, d. h. in erster Linie durch weiteren 
Ausfall von Zügen und durch Beschränkung der Ausgabe von Fahrkarten, 
erreichen. 
Außerdem müssen die Züge unbedingt ihre Aufenthaltszeit einhalten, 
gleichgültig, ob alle Fahrgäste mitkommen, Gepäck verladen ist usw. 
Das Personal der Eisenbahnen muß auf die strengste Pflichterfüllung 
hingewiesen werden. Ich weiß, daß dieses Personal z. T. überanstrengt 
ist und an sich gutes geleistet hat. Es gibt aber auch für die Heimat kein 
Nachlassen. Auszeichnungen, Prämien können ebenso wie Strafen hier 
zweckmäßig und notwendig sein. Seitens der O. H. L. sind bereits weit- 
gehende Maßnahmen zur Entlastung des Verkehrs getroffen. Ins- 
besondere"): 
1. ständig sehr niedrig gehaltener Prozentsatz der Beurlaubungen 
bei Front und Etappe, der es ermöglichte, zahlreiche Militärurlauberzüge 
von allen Kriegsschauplätzen wegfallen zu lassen; 
2. wiederholte Verhängung längerer Urlaubssperren, zum letzten 
Male für die gesamte Westfront vom 24. 11. bis 4. 12; 
3. Befehl, daß das Heimatheer über Weihnachten nur Ver- 
heiratete beurlauben darf; außerdem nur in zwei Staffeln; 
4. Herabdrückung operativer Anforderungen an die Eisenbahn- 
verwaltungen auf ein Mindestmaß. 
Zur weiteren Klärung der Lage ist als mein Vertreter der Feldeisen- 
bahnchef, Oberst v. Oldershausen, z. Z. in Berlin, um mit dem preußischen 
Minister der öffentlichen Arbeiten über weitere Schritte zu verhandeln. Er 
steht Eurer Exzellenz zum Vortrag gern zur Verfügung. 
Jedenfalls möchte ich nochmals wiederholen, daß die Lage bitter ernst 
ist und Abhilfe, sei es auch durch schärfste Maßnahmen, unbedingt nötig ist. 
Es steht der Ausgang des Krieges auf dem Spiele. 
I. A.: Ludendorff. 
*) Ich mußte mich schwersten Herzens dazu entschließen, das kämpfende und leidende 
Feldheer bitter zu enttäuschen, nur weil die Heimat versagte. Der Festverkehr in der Heimat 
durfte natürlich nicht gestört werden, weil das die Stimmung beeinträchtigte. Der Verf.
	        
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