194 VI. Ernährung
Es kommt in erster Linie auf die Deckung des Fehlbedarfs an Brot-
getreide an. Ernste Schwierigkeiten werden nur dann vermieden werden,
wenn wir es erreichen, daß aus den ursprünglich für das Heer vorgesehe-
nen Vorräten 500 000 t Brotgetreide (oder Mehl) den heimischen Behörden
zur Verfügung gestellt werden. Um Klarheit zu gewinnen, ob dieser
Forderung entsprochen werden kann, schlage ich vor, daß am 2. 4. zu von
Euer Exzellenz zu bestimmender Stunde im Kriegsministerium eine
Sitzung zwischen dem General-Intendanten, dem Verwaltungs-Departe-
ment, dem Ernährungskommissar für Preußen, dem Kriegsernährungs-
amt, der Obersten Heeresleitung und dem Chef des Feldeisenbahnwesens
stattfindet, in der seitens des B. D. volle Klarheit über sämtliche Bestände
der Heeresverwaltung am 31. 1. und über den Heeresbedarf bis 15. 8.
gegeben wird. Bei Angabe des Heeresbedarfs werden wir nur die not-
wendigsten Forderungen zu stellen und von Sicherheitsbeständen
grundsätzlich abzusehen haben. Auf Grund dieser Angaben
werden Euer Exzellenz und ich uns darüber schlüssig werden müssen, ob
mit Rücksicht auf die heimische Wirtschaftslage eine über die bisherigen
Vorschläge des General-Intendanten hinausgehende Herabsetzung der
Tagessätze eintreten muß.
Ich halte aber bei der nun einmal vorhandenen großen Knappheit
noch weitere Maßnahmen für erforderlich.
Es ist nicht mehr angängig, die Verwaltung der heimischen Getreide-
bestände getrennt nach Vorräten für Militär= und Zivilbehörden in zwei
Händen zu lassen. Es sind mehrere Gründe, die mich zu dieser Ansicht
geführt haben. Zunächst ist ein voller Überblick, der unbedingt erforderlich
ist, nur dann erreichbar, wenn die Erfassung und Verwaltung aller Ge-
treidevorräte von einer Stelle aus erfolgt; aber auch ein Ausgleich in
der jeweils zweckmäßigsten Form zwischen den Anforderungen von Heer
und Heimat, zwischen den Anforderungen der einzelnen Teile des Reichs
und schließlich den einzelnen Getreidearten ist nur bei einheitlicher Ver-
waltung möglich.
Ein weiterer wesentlicher Grund für eine solche Regelung liegt in der
Transportfrage; es ist zweifellos, daß wir jeden überflüssigen Transport
vermeiden müssen, wenn wir das Rüstungsprogramm auch nur annähernd
erreichen wollen. Ebenso zweifellos ist es aber, daß die jetzige Art der
Getreideverwaltung viele Transporte nötig macht, die bei einheitlicher Ver-
waltung vermieden werden könnten.
Ich schlage Euer Exzellenz daher vor, die Erfassung und Verwaltung
aller Getreidevorräte einschl. der Verwaltung der rumänischen Getreide-
einfuhren in die Hand der für die Ernährung der Zivilbevölkerung ver-
antwortlichen Behörden zu legen. Auf die Lagerung von Sicherheits-