232 XI. Bevölkerungspolitik und Fürsorge für Kriegsteilnehmer
Schulärzte und Schulzahnärzte. Die pädagogischen Leiter sind auf die
hohe Sterblichkeit der deutschen Kleinkinder und auf die Abwehr-
mittel hinzuweisen (Tuberkulose, Rhachitis, Keuchhusten, Diphtherie).
36. Die Kleinkinder der Großstädte leiden körperlich, geistig
und sittlich am meisten unter dem Mangel an freien Spielplätzen. Das
bedroht auch den ferneren Nachwuchs. Die Städte müssen mehr Spiel-
plätze schaffen.
37. Schulalter:
Die enge Vereinigung vieler Kinder in geschlossenen Räumen be-
günstigt die Verbreitung ansteckender Krankheiten (Masern, Scharlach,
Diphtherie, Keuchhusten, Tuberkulose). Das lange Sitzen und Lesen führt
bei vielen zu Wachstumschäden (Verkrümmungen), Kurzsichtigkeit, Blut-
armut, Störungen beim Zahnwechsel und bei der Menstruation, all-
gemeiner Körperschwäche.
38. Mit wachsendem Erfolge sind der „Deutsche Verein für Schul-
gesundheitspflege" und die Schulärzte, unterstützt von den
Regierungen, vielen Gemeinden und Lehrern, gegen die hygienischen
Mängel im Schulbau und Schulbetrieb aufgetreten. — Alle Schulkinder
müssen künftig unbeschadet ihrer sonstigen ärztlichen Versorgung — beim
Eintritt schulärztlich und zahnärztlich gemustert und weiterhin regelmäßig
untersucht werden (Wachstum, Gewicht, Sehleistung, Gehör, Anlage zr-
Krankheiten, Zahnschäden). Der Befund ist der Schule und den Eltern mit-
zuteilen zwecks Herbeiführung ärztlicher Behandlung. —
39. Schulärzte und Schulschwestern sind hervorragende
Hilfskräfte zur körperlichen Verbesserung unseres Nachwuchses und Durch-
führung schulhygienischer Maßnahmen, auch auf dem Lande.
40. Die körperlichen Schädigungen durch die Schule treten
mit der Dauer des Schulbesuches und mit der Erhöhung wissen-
schaftlicher Anforderungen immer stärker hervor; für die höheren Schulen
der männlichen Jugend ist das unzweifelhaft nachgewiesen"). Bei den
höheren Töchterschulen (Lyceen) ist dasselbe zu erwarten: Fehler und
Schwächen der blutbildenden und Kreislauforgane, der Atmungsorgane
und des Sehvermögens.
41. Gegenmittel: Weitere Verbesserungen der Schulhygiene
hinsichtlich Größe, Lüftung, Heizung und Belichtung der Schulzimmer,
Schulaborte, Verminderung der wissenschaftlichen und Vermehrung der
gymnastischen Stunden (Turnen, Sport, Spiele, Wanderungen), höhere
*) v. Schjerning: Sanitätsstatistische Betrachtungen über Volk und Heer. Berlin
1910. Schwiening, H., u. Nicolai: Über die Körperbeschaffenheit der zum einjährig-
freiwilligen Dienst berechtigten Wehrpflichtigen Deutschlands. Veröffentl. aus dem
Gebiete des Militärwesens, Heft 40, Berlin 1909.