Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

240 XI. Bevölkerungspolitik und Fürsorge für Kriegsteilnehmer 
  
kraft, der Sparkasseneinlagen, der Arbeiterlöhne und 
des Konsums zeigen die finanzielle Stärke und Leistungsfähigkeit 
Deutschlands. 
76. Aber allein die Verzinsung und Tilgung der Kriegskosten, die In- 
validen= und Hinterbliebenenversicherung werden so ungeheure Summen 
beanspruchen, daß mehrere Generationen daran tragen müssen. Ohne 
starke steuerliche Belastung des Einkommens und Vermögens, Erschließung 
neuer Steuerquellen (Monopole, Erbschaft, Verkehr) wird es nicht gehen. 
Gesteigerte Arbeitsleistung, vermehrte Heranziehung seither unproduktiver 
Hände, verbesserte Technik und vermehrte Verwendung von Maschinenkraft 
müssen zum Ausgleich der Verluste an Gut und Blut beitragen. 
77. Alles das wird indessen nicht ausreichen, unsere wirtschaftliche Ge- 
sundung, Kraft und Unabhängigkeit wieder zu erlangen, wenn der 
Friedensschluß uns nicht den Wert unserer Faustpfänder einbringt in Ge- 
stalt von Neuland und Geld, Handelsverträgen und Roh- 
stoffen. 
B. Vorschläge zur Wiederherstellung und Mehrung 
der deutschen Wehrkraft! 
1. Nach Friedensschluß wird sich als Gegenwirkung gegen die Lasten 
und Entbehrungen des Krieges die schon jetzt starke Friedens- 
bewegung in Volk, Presse und Parlament mit größter Wucht geltend 
machen. 
2. So begreiflich und natürlich die allgemeine Sehnsucht nach fried- 
lichem Wiederaufbau des öffentlichen und einzelnen Lebens ist, so müssen 
Regierung und Volksvertretung sich selbst und das Volk doch schon jetzt 
mit der Überzeugung durchdringen, daß es einen sicheren, dauerhaften 
„Weltfrieden infolge welt= und naturgeschichtlicher Notwendigkeiten 
nicht gibt; daß auch der beste Friedensvertrag nach diesem Weltkriege 
zahlreiche Keime für kommende Reibungen und Verwicklungen enthalten 
muß; daß internationale Friedensströmungen, Abrüstungen und Schieds- 
gerichte letzten Endes nur durch Waffengewalt durchgesetzt werden. 
3. Deutschland hat seine Friedfertigkeit seit 1871 erwiesen; es braucht 
für Volk und Heer auch künftig dringend einen ungestörten Frieden. 
Will es diesen so lange als möglich behalten und nicht alle Opfer um- 
sonst gebracht haben, so muß es trotz aller Ruhebedürftigkeit, Verarmung 
und Friedensaufgaben vor allem seine Wehrkraft sofort wiederher- 
stellen und vermehren. 
4. Deutschland mußte bisher 5000 km Landgrenzen und 2500 km 
an Nord- und Ostsee schützen. Seine ungünstige politisch-geographische 
Lage zwang zu einem starken Heer und einer starken Flotte.
	        
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