Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Über Kriegerheimstätten 245 
  
  
1. Die Erinnerung an die Zeit nach 1871 — heimkehrende Land- 
wehrmänner fanden sich mit ihren Familien verderblichem Wohnungs- 
elend, zum Teil sogar völliger Obdachlosigkeit preisgegeben — eine Er- 
fahrung, die naturgemäß eine Quelle schwerster Enttäuschung und ver- 
hängnisvoller Erbitterung werden mußte. Eine solche Erfahrung darf ein 
Volk nur einmal machen. Diese ernste Lehre müssen wir beachten, wenn 
wir vor dem Urteil der Geschichte bestehen wollen. 
2. Der Hinweis auf die Not kinderreicher Familien, die es schon jetzt 
vielfach sehr schwer haben, Wohnungen zu erhalten, in denen ein gesundes 
und sittliches Familienleben möglich ist. Es ist nun zweifellos die ent- 
scheidende Frage für unsere ganze Zukunft, daß wir ein gesundes, 
wachsendes Volk und vor französischen Zuständen bewahrt bleiben. Kein 
Mittel aber scheint hier so sichere organisatorische Besserung zu verbürgen, 
wie die Ausbreitung von Heimstätten, die Raum und Luft und Licht für 
einen zahlreichen gesunden Volksnachwuchs bieten. 
3. Die Heimstättenfrage ist nicht die Frage eines einzelnen Berufes 
oder Standes. Unsere Beamten, Arbeiter, Handwerker und Geschäftsleute, 
alle, die auf den Ertrag ihrer Arbeit angewiesen sind, haben das gleiche 
Lebensinteresse daran, daß dieser Ertrag nicht durch künstliche Verteuerung 
des vaterländischen Bodens ihnen beeinträchtigt werde. Aber auch der 
Staat und die Unternehmer haben das gleiche Interesse, daß das, was 
sie zur Verbesserung der Lebenshaltung ihrer Beamten, Angestellten und 
Arbeiter ausgeben, ihnen auch wirklich zugute komme. Viel Unzufriedenheit 
und viele wirtschaftliche Kämpfe, die unser Volk nach diesem Kriege noch 
schwerer denn je schädigen müßten, werden deshalb durch die Heimstätten- 
bildung verhindert werden. 
4. Das Wort des Herrn Oberbürgermeisters von Ulm, der aus erfolg- 
reicher Praxis die Möglichkeit von Kriegerheimstätten bezeugt, wie Sie sie 
erstreben, d. h. von preiswerten Heimstätten, die dauernd vor jedem Miß- 
brauch geschützt bleiben und doch die persönliche Freiheit ihrer Bewohner 
nicht beeinträchtigen. 
Und so wünsche ich denn der Arbeit des Hauptausschusses für Krieger- 
heimstätten vollen Erfolg als würdigsten Dank für unsere Kameraden, die 
so viel geleistet und geopfert haben, zugleich aber auch als tiefste Kraft- 
qduelle für die Zukunft unseres geliebten deutschen Vaterlandes. 
J. A. gez. Ludendorff.
	        
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