Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

258 XI. Bevölkerungspolitik und Fürsorge für Kriegsteilnehmer 
  
  
zufriedenheit und Staatsverdrossenheit und Groll gegen den Befreier 
wären die Folgze. 
Gewiß wird man ein allmähliches Steigen der Bodenpreise nicht ver- 
hindern können, aber es ist keineswegs gleichgültig, welchen Bevölkerungs- 
kreisen und welchen Bevölkerungsmengen die steigenden Bodenpreise zu- 
gute kommen. Volkswohlstand besteht nicht in einer kleinen Zahl von 
Großkapitalisten, sondern in einer möglichst großen Zahl leistungsfähiger, 
selbständiger, heimfester und heimfroher Staatsbürger, die dem Staate 
das liefern, was er in allererster Linie braucht: Menschen, gesund an Leib 
und Seele. Solch ein Geschlecht von Siedlern läßt sich nur begründen, 
wenn die Spekulation ferngehalten wird. 
Also trägt die Militärverwaltung in den östlichen Randstaaten gerade 
jetzt, wo der Übergang zu friedlicher Siedlungsarbeit angebahnt werden 
soll, eine schwere Verantwortung. Mit unbeugsamer Energie ist alles 
zurückzuweisen, was unter den Einwohnern die Bodenspekulation weckt. 
Durch zielbewußte Handhabung der vom Generalquartiermeister und 
vom Oberbefehlshaber Ost erlassenen Verordnungen sind die gemein- 
schädlichen Gefahren der Bodenpreissteigerungen zu bannen und einer ge- 
sunden Besiedlung des Landes die Wege frei zu halten. 
gez. von Hindenburg. 
8. 
Der Erste Generalquartiermeister. Gr. H. Qu., den 15. 3. 1918. 
II Nr. 81 034 op. 
Herrn Redakteur Karl Schneider, Kray-Essen. 
Sehr geehrter Herr Schneider! Für die freundliche Zusendung Ihrer 
Schrift „Das Kriegsbeschädigtenproblem“ sage ich Ihnen besten Dank. Ich 
habe davon mit Interesse Kenntnis genommen und kann Ihren Ansichten 
im allgemeinen nur beipflichten. 
Leider haben Sie durchaus recht, daß die Erkenntnis, welche Dankes- 
schuld die Daheimgebliebenen den Kriegsbeschädigten gegenüber haben, 
erheblich geschwunden ist und daß auf den Seelenzustand der Kriegs- 
beschädigten durchweg nicht die gebührende Rücksicht genommen wird. 
Ganz besonders stimme ich aber darin Ihnen zu, daß es wichtig ist, 
parteipolitische Rücksichten aus der Frage der Kriegsbeschädigten-Fürsorge 
fernzuhalten. 
Ich habe Ihre Schrift dem Herrn Kriegsminister zugeleitet und darauf 
hingewiesen, wie wichtig es ist, die Zuwanderung der Kriegsbeschädigten 
in die rein parteipolitischen Organisationen zu verhindern. 
I. A.: gez. Ludendorff.
	        
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