Unterstũtzung der Kriegsteilnehmer 261
unter Beteiligung von Reich, Bundesstaaten und Gemeinden — die erste
Vorbedingung für eine Neubelebung der Bautätigkeit und für einen Anreiz
zur Ansiedlung auf eigener Scholle. Die zur Bereitstellung solcher Bei—
hilfen erforderlichen Verhandlungen mit den Bundesregierungen sind vom
Reichswirtschaftsamt eingeleitet, und es ist anzunehmen, daß schon im
nächsten Reichshaushalt entsprechende Mittel bereitgestellt werden. Bei
der Durchführung der Wohnungsfürsorge und Ansiedlung wird auf Be—
vorzugung der Kriegsteilnehmer und auf Sicherung gegen unerwünschte
Einflüsse der Bodenspekulation Bedacht genommen werden.
Ungeachtet der Abbürdung der verlorenen Mehrbaukosten auf Reich,
Staat und Gemeinden wird aber jede Bautätigkeit in der ersten Zeit nach
dem Kriege durch einen empfindlichen Mangel an Baustoffen erschwert sein.
Die Beschaffung von Baustoffen ist also die zweite Vorbedingung für eine
Neubelebung der Bautätigkeit und der Ansiedlung.
Zunächst ist mit einer kaum zu beseitigenden Ziegelnot zu rechnen. Von
den rund 18 000 Ziegeleien, die vor dem Kriege in Deutschland arbeiteten,
mußten zeitweise 17600 wegen Kohlenmangels stillgelegt werden.
Gegenwärtig beträgt die Zahl der im Betrieb befindlichen Ziegeleien etwa
1200. Eine Vermehrung dieser Zahl ist mit Rücksicht auf den Kohlen-
mangel nicht möglich. Der Kohlenkommissar hat nach wiederholten Ver-
handlungen die bestimmte Erklärung abgegeben, daß er monatlich nicht
mehr als höchstens 100 000 t Kohle an die Ziegeleien abgeben könne.
Hiermit verbietet sich ohne weiteres die Inbetriebsetzung einer größeren
Anzahl von Ziegeleien. Durch die Produktion der jetzt im Betriebe be-
findlichen Werke läßt sich aber das Bedürfnis an Ziegeln nur zu einem
sehr geringen Bruchteil befriedigen. Auch andere Baustoffe werden fehlen,
der Mangel wird bei ihnen aber weniger empfindlich hervortreten. Deswegen
ist alles daran zu setzen, daß durch Beuclaubung von Zechenarbeitern und
Bergleuten und durch Gestellung von Gefangenen eine reichlichere Kohle-
förderung und damit eine ausgiebige Belieferung der Ziegeleien und Kalk-
brennereien mit Kohle ermöglicht wird. Demnächst wäre dann die
Wiederinbetriebsetzung eines großen Teiles dieser Industrien durch Zurück-
stellung von Facharbeitern aus dem Heeresdienst und Zuweisung von Ge-
fangenen in die Wege zu leiten. Von ausschlaggebender Bedeutung dafür,
daß mit den Hilfsmaßnahmen überhaupt begonnen werden kann, wird
hier gerade die Stellungnahme der Heeresverwaltung sein, die bei einer
durch die Kriegsnotwendigkeiten nicht unbedingt erzwungenen, ablehnenden
oder auch nur abwartenden Haltung für den drohenden Wohnungsmangel
mitverantwortlich sein würde.
Gesetzgeberische Maßnahmen kommen erst in dritter Linie in Frage,
da sie bei der allgemeinen Lage des Baumarktes und des Baugewerbes