Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

274 XII. Leitsätze für den vaterländischen Unterricht unter den Truppen 
  
  
7. Zuverlässige Urlauber werden mit Vorteil verwendet werden, vom Heer 
in die Heimat zu leiten, was dort zur Hebung der Stimmung beitragen kann. Das 
Kriegspresseamt wird dafür sorgen, daß über die Fragen, die sich als Gegenstand des 
vaterländischen Unterrichts bei den Truppen ergeben, auch in der Heimat Unterricht 
stattfindet. 
8. Auf dieser Grundlage hat sich der vaterländische Unterricht dem örtlichen 
Bedürfnis anzupassen und sich von jeder Verallgemeinerung fernzuhalten. 
Es wäre falsch, wenn durch den Unterricht Gedanken verbreitet würden, die 
der Truppe an sich zur Zeit fernliegen. 
IV. Gegenstand des vaterländischen Unterrichts. 
1. Es empfiehlt sich, den vaterländischen Unterricht auf das Wesentliche 
zu beschränken, dieses aber dauernd mit Nachdruck zu verfolgen und die ver- 
schiedenen Mittel der Aufklärung hierauf zu vereinigen. 
2. Die wesentlichen Gebiete des vaterländischen Unter- 
richts sind: 
a) Ursachen des Krieges. Die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands, 
ihre Bedeutung und die Folgen eines verlorenen Krieges, besonders auch für den 
deutschen Arbeiter. Die Notwendigkeit, weiterzukämpfen, bis der Ver- 
nichtungswille unserer Feinde gebrochen und Sicherheit für die wirtschaftliche Weiter- 
entwicklung geschaffen ist. 
b) Die Gesamtgröße unserer bisherigen Erfolge rechtfertigt Vertrauen auf 
endgültigen Sieg. Siegesbewußtsein, Pflichttreue und Mannesstolz sind zu fördern. 
Entscheidung ist schon zu unseren Gunsten gefallen. Es gilt, sie endgültig zu sichern. 
Voraussetzungen hierfür sind gegeben. Rohstofse und Munitionsersatz gesichert. Wirkung 
des U. Bootkrieges steigert sich. 
c) Notwendigkeit und Bedeutung der Führung auf allen Gebieten (militärisch, 
Regierung, Verwaltung, Industrie und Handel). Daraus Notwendigkeit der 
Autorität einerseits, der Unterordnung anderseits herleiten. Dabei ist besonders 
das Vertrauen zum Kaiser und zu den Bundesfürsten sowie zur militärischen Führung 
zu vertiefen. 
d) Gegner, von unserer militärischen Unbesiegbarkeit überzeugt, setzt seine Hoffnung 
auf unseren wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruch und auf den Auseinanderfall 
unserer Bündnisse. 
Schwierigkeiten der Wirtschaftslage durch Lebensmittel und Kohlen sind 
vorhanden und anzuerkennen, besonders in der Heimat; sie werden aber mit Sicherheit 
überwunden. Notwendigkeit der Lebensmittelbeschränkung und Kohleneinteilung durch 
Maßnahmen der Behörden zu erläutern. Fehler sind früher und selbstverständlich aus 
anfänglicher Unkenntnis der zu bewältigenden Aufgaben, oft auch gerade aus dem 
Bestreben größter Gerechtigkeit gemacht worden. Wege und Mittel zur gerechten und 
vorsorglichen Verteilung werden aber angestrebt und gefunden werden. Kleinere 
Härten bleiben unvermeidlich, schon wegen der sehr verschiedenen Interessen von Pro- 
duzent und Konsument. Ausgleich der Verstimmung zwischen Stadt- und Land- 
bevölkerung. Gegenseitiges Verständnis und Unterstützung tut not. Verwerflichkeit 
des Kriegswuchers. Kriegsende bedeutet nicht Ende der wirtschaftlichen Schwierigkeiten. 
Schimpfen nutzt nichts, jeder muß selbst helfen und schaffen. Das eigene Ich muß 
zurücktreten vor dem gemeinsamen großen Ziel. Streiks gefährden den Sieg und 
kosten das Blut der Truppe, Friedensduselei verlängert ebenso wie Mißmut den Krieg. 
Einigkeit im Innern macht stark, alles andere schwächt. Verständnis für das 
Wesen und die Leistungen unserer Verbündeten. 
e) Aufklärung darüber, daß unsere Gegner, wenn sie den Krieg als aussichtslos 
aufgeben müssen, versuchen werden, durch „Friedensverhandlungen“ uns die Früchte 
unseres militärischen Sieges zu entreißen und insonderheit unsere wirtschaftlichen
	        
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