276 XII. Leitsätze für den vaterländischen Unterricht unter den Truppen
Dienstzweiges richtig zu erfassen, ist vorgeschlagen worden, anstatt „Aufklärungstätigkeit“
Pbaterländischer Unterricht“ und an Stelle des Wortes „Aufklärungsoffizier“
„Unterrichtsoffizier ’ zu setzen. Ich stimme diesem Vorschlage zu und bitte, die
Bezeichnungen in Zukunft stattfinden zu lassen.
Es handelt sich um einen vaterländischen Unterricht, wie wir ihn auch im Frieden
zur Vertiefung der Vaterlandsliebe und zur Anerziehung selbstloser Hingabe bei den
Truppen pflegten. Die Unterlagen für die Aufgaben des Unterrichts, die der Krieg
stellt, stehen den Unterrichtenden nicht ohne weiteres und umfassend zur Verfügung.
Das Material ihnen zuzuleiten und sie für den Unterricht anzuleiten, ist der zweck
der Zusammenfassung in eine einheitliche Organisation.
Ferner ist nur bei einheitlichen Grundsätzen gewährleistet, daß die Aufklärung
unter den Truppen in den richtigen Bahnen erhalten und von den richtigen Per-
sönlichkeiten ausgeübt wird. Die Leitung des Dienfstes in der Hand der zuttändigen
Kommandobehörden, die Teilnahme hoherer Offiziere an der Erziehung des VLehr-
personals und durch Besichtigung des Lehrverfahrens bietet Gewahr dajür, daß die
erteilten Leitsätze nicht überschritien werden.
Dem an einzelnen Stellen hervorgetretenen Wunsche, auch bei den Divisionen
für die Leiter dieses Dienstzweiges eigene Etatsstellen zu schaffen, kann ich nicht zu-
stimmen. Nur bei den Armeeoberkommandos bedarf es fur die ihnen obliegenden
Aufgaben der Leitung und Aufsicht besonderer Offiziere. Die Auswahl dieser Osfiziere
ist ausschlaggebend (Ziffer 1I, 3); ihr muß andauernd besonderer Wert beegelegt
werden. Im ubrigen goll der vaterländische Unterricht nicht auf einzelne Persönlichteiten
beschrankt, sondern auf eine breite Basis des Offizierkorps und sonst geeigneter Lehr-
räfte gestellt werden.
Das Lehrmaterial unterliegt nach Ziffer III, 4 der Leitsätze der Begutachtung
durch die Armeeoberkommandos. Broschuren pp. sollen im allgemeinen nur als Lehr-
material an die Lehrkräfte, nicht aber in breitem Umfange bei den Truppen seldst
verteilt werden. Doch wird es sich empfehlen, derartiges Lehrmaterial auch in den
Geldbuchhandlungen verkauflich zu halten.
Die Unterrichtsosnziere sollen vor allem die Heranbildung von Lehrern für den
vaterlandischen Unterricht fordern, selbst persönlich in diesem Dienstzweig aber nicht
allein und nicht allzu sehr hervortreten. Es genugt nicht, nur einzelne Offiziere
auszubilden, vielmehr muß erstrebt werden, alle Offiziere und sonst geeignete Lehrer
in diesem Dienstzweige auszubilden. Wie weit hierber zu gehen ist, ergebven die örtlichen
Bedürfmisse und personlichen Verhältnisse. Wesentlich ist serner, nicht aus dem Auge
zu verlieren, daß der vaterländische Unterricht die Manneszucht festigen, nicht #ie
lockern soll. Dies setnzt dem Hineinziehen von Unterost#iteren und Mannschaften in
das Lehrpersonal Grenzen.
Die Ersatztruppenteile schaffen ständigen Austausch zwischen Front und Heimat.
Sie sind erfahyrungsgemäß Ablagerungs= und Ausgangssteuung fur allerhand schadliche
Stimmungen und unkontrollierbare Gerüchte. Desyalv ist der vaterlandische Unterricht
bei den Ersatztruppenteilen von ganz besonderer Bedeutung.
Auf die Wechselwirkung zwischen Heimat und Heer ist in den Richtlinien Ziffer
11, 1 und 111, 3 hingewiesen. Im Geist und fur die Erjullung der vaterländuchen
Aufgaben sind Volk und Heer untrennbar. Infolgedessen hat die in Verbindung mit den
Zmwubehörden Ktatifindende Belebung des vaterlandischen Geistes unter der Be-
volkerung großte Bedeutung. In dieser Richtung zu wirken, mussen die Kommando-
behörden in der Heimat sich ganz besonders angelegen sein lassen.
Nicht übersehen werden darf die etwa von Arbeiter-Kommandos aus der Heimat
im Kriegsschauplatz ausgehende Wirkung.
Es ist gefragt worden, welche Stelle der vaterländische Unterricht zur Frage
der Kriegsziele einzunehmen habe, für die durch Tageszeitung usw. das lebhafte
Interesse bei der Truppe erweckt und die Stellungnahme des einzelnen beeinflußt
werde. Erörterungen über Kriegsziele sind an sich nicht Gegenstand des vaterländischen
Unterrichts. Dagegen wird es bereits so geschehen und ist nichts dagegen einzu-