Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

278 XII. Leitsätze für den vaterländischen Unterricht unter den Truppen 
  
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 31. 7. 1917. 
II Nr. 4123 geh. op. 
Persönlich! 
Den höheren Kommandostellen bis einschließlich Divisionen wird in 
diesen Tagen unter III b Nr. 11 567/II vom 29.7. ein Schreiben über 
Aufklärungstätigkeit im Heere zugehen, um die Kampfkraft des Heeres zu 
erhalten. 
Ich möchte dazu folgendes bemerken: 
Die Stimmung in der Heimat ist tief gesunken. Bei den engen Be- 
ziehungen von Heimat und Heer kann das Heer auf die Dauer nicht un- 
berührt bleiben. 
Im Innern machen sich neben krassem Egoismus und rücksichtsloser 
Gewinn= und Genuußsucht Flaumacherei, Pessimismus und Pflicht- 
vergessenheit breit, die den Ausgang des Krieges gefährden können. Diese 
Erscheinungen sind zu einem Teil auf wirkliche Notstände, wie schwierige 
Ernährungs= und Kohlenlage, pekuniäre Sorgen, Länge des Krieges, Verlust 
von Angehörigen usw. zurückzuführen. Zum größten Teil aber sind sie durch 
die zielbewußte Agitation gewisser staatszerstörender Elemente hervor- 
gerufen, die skrupellos diese Notstände zur Förderung ihrer politischen 
Ziele ausnutzen und Unfrieden, Verhetzung usw. auf alle Art zu stiften 
suchen. Unser Volk ist in Alltagssorgen befangen und hat für die Größe 
und den Ernst der Zeit, wie für die Leistungen von Heer und Flotte kaum 
noch Verständnis. Es zerfleischt sich in fruchtlosen Erörterungen, statt 
zunächst freudig, geschlossen und seiner kämpfenden Söhne würdig, den 
Krieg und seine unvermeidlichen Lasten zu tragen. 
Die Stimmung aus der Heimat hat tatsächlich schon vereinzelt auf 
das Heer übergegriffen, wie zahllose Zuschriften bezeugen. Daneben wird 
versucht, durch eine unmittelbare Beeinflussung die Kampffreudigkeit des 
Heeres zu beeinträchtigen. Dem allen kann nicht tatenlos zugesehen werden. 
Es gilt, im Heer die Kampfkraft und damit die Siegeszuversicht, wie sie 
bei unserer Lage durchaus berechtigt ist, die Liebe zum Kaiser und den 
Landesherren und ein starkes deutsch-vaterländisches Gefühl immer von 
neuem zu beleben, stark zu erhalten und ferner dafür zu sorgen, daß aus 
dem Heer heraus den Hetzern, Flaumachern und Schwächlingen daheim 
und im Heere entgegengetreten, ohne daß die Notlage, die in der Heimat 
ist, übersehen wird. 
Ich bitte dringend, sich dieser äußerst wichtigen Frage mit größtem 
Nachdruck anzunehmen. Die Richtlinien dazu gibt das obengenannte IIIh 
Schreiben. Außerdem bitte ich, mit den neugeschaffenen Aufklärungs- 
Offizieren in enge Fühlung zu treten und ihren Anregungen und Wünschen 
möglichst nachzukommen.
	        
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