Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

304 XVI. siber den U-Boottrieg, das Friedensangebot und die Stellung Wilsons 
  
  
L.: Auf diese politischen Gesichtspunkte gebe er wenig, die Frage sei 
für ihn, wie gesagt, eine rein militärische. 
Plötzlicher Abbruch der Unterredung, da L. plötzlich zum König von 
Bulgarien mußte. 
Heute vormittag ließ Gen. L. mich wieder rufen. 
Er teilte mir zunächst das auf Nr. B. 23 606 Veranlaßte mit, wie ich 
mit Nr. 2385 von heute gemeldet habe. 
Dann gab er mir die Kalkmannsche Denkschrift zurück. Sie habe auf 
ihn großen Eindruck gemacht, über die Wirkungen über den Frieden hinaus 
habe er bisher noch nicht so nachgedacht, das sei ein sehr wichtiger Punkt. 
Die Flotte suche doch immer noch die taktische Entscheidung. E. E. hätten 
ihm gesagt, daß dazu mehr als bisher die U-Boote herangezogen würden. 
Könnten wir sie denn da entbehren und sie beim U-Bootkrieg ver- 
wenden? 
Ich antwortete durch Anführung des Schlußsatzes des Immediat- 
berichtes des Flottenchefs über die Skagerrakschlacht. Gen. L. stimmte 
dieser Auffassung voll zu. Er faßte sich darauf wie folgt zusammen: 
Er lege Wert darauf, festzustellen und anerkannt zu sehen in der 
Marine, daß die Oberste Heeresleitung den U-Bootkrieg wünsche, sobald 
wir militärisch feststehen. Das tun wir heute nicht. Vor 10 Tagen habe 
er gehofft, daß dies heute schon der Fall sein würde. Fünf Divisionen 
habe er für Siebenbürgen bereitgestellt, drei davon habe er inzwischen an 
der österreichischen Front einsetzen müssen; Neuformationen würden nicht 
vor Ende des Monats fertig und was könne nicht bis dahin alles geschehen. 
Er müsse Halicz halten, sonst verlören wir die letzten Olquellen, und E. E. 
hätten ihn gerade auf die Gefahr der drohenden Schmierölknappheit hin- 
gewiesen. CIch bitte geh., mich über diesen Punkt zu unterrichten.) In 
Schleswig hätten wir drei Bataillone; mit dem Ausbau einer Stellung dort 
werde heute mit 20 000 Mann begonnen, statt vor zwei Jahren. Es sei 
heute direkt eine Versuchung für die Dänen. Die Österreicher seien wie 
ein Sieb: was man oben hineinfülle, laufe unten wieder hinaus. Wenn 
er es nur mit Deutschen zu tun hätte, würde er sagen, daß er Anfang 
Oktober die erforderliche militärische Sicherheit besitzen zu können glaube, 
da er es aber auch mit Österreichern zu tun habe, könne er sich in keiner 
Weise binden, sondern nur sagen, daß er dann so weit zu sein hoffe. 
Ich sagte, das sei für uns der alleräußerste Termin; bei weiterem 
Verschieben komme man auf das Frühjahr, und das sei im Hinblick auf die 
OÖsterreicher zu spät. 
Gen. L. erwiderte, das wolle er doch so bestimmt nicht annehmen, 
wir würden sie wohl noch weiter durchschleppen. Aber er wolle auch
	        
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