Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

306 XVI. Über den U--Bootkrieg, das Friedensangebot und die Stellung Wilsons 
  
  
endlos in die Länge ziehen, da uns dann die Aktion 
keinen Vorteil, sondern nur Zeitverlust für das Ein- 
setzen des U-Bootkrieges bringen würde. Ein län- 
geres Hinausziehen würde auch weitere Vorberei- 
tungen der Mächte zur Fortsetzung des Krieges bis 
ins nächste Jahr zur Folge haben, so daß an einen 
Frieden inabsehbarer Zeit dannnichtmehr zu denken 
wäre. 
Graf Bernstorff soll die Angelegenheit mit Colonel House — dem 
Mittelsmann, durch welchen Euerer Moajestät Botschafter mit dem Präsi- 
denten verhandelt — besprechen und die Absichten des Mr. Wilson in 
Erfahrung bringen. Eine Friedensaktion des Präsidenten, die nach außen 
hin am besten spontan erscheinen würde, könne auf eine gute Aufnahme 
bei uns rechnen, und dies würde ja auch für die Wahlkampagne Wilsons 
schon einen Erfolg bedeuten. 
Die vorstehenden Vorschläge erfolgen im Einvernehmen mit Admiral 
von Holtzendorff. 
Holtzendorff Alleruntertänigst 
gez. v. Bethmann Hollweg. 
3 
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 5. 10. 1916. 
Nr. 14 925 P. 
Zum Telegramm 1204. 
An den Reichskanzler. 
In der Sitzung Ende August oder Anfang September in Pleß — das 
Datum kann ich nicht mehr genau feststellen — sprachen sich Euer Exzellenz 
meines Erachtens dahin aus, daß die Entscheidung, ob der verschärfte 
U--Bootkrieg geführt werden solle, zunächst der Obersten Heeresleitung 
zufalle. Euer Exzellenz behielten sich nur vor, die Bundesgenossen zu 
hören und etwaige vertragliche Festsetzungen mit anderen Nationen zu 
kündigen. 
Reichstagsmitgliedern gegenüber wollten Euer Exzellenz gleichfalls die 
Verantwortlichkeit der Obersten Heeresleitung in der U.Bootfrage betonen. 
Der Wortlaut, in dem dies geschehen, ist mir nicht bekannt gegeben. Aus 
zahlreichen Außerungen, die mir zugegangen sind, entnehme ich, daß auch 
tatsächlich weite politische Kreise annehmen, daß die Verantwortlichkeit für 
den U-Bootkrieg allein bei der Obersten Heeresleitung läge. 
Aus dem angezogenen Telegramm glaube ich nun entnehmen zu 
können, daß Euer Exzellenz über die Verantwortlichkeitsfrage tatsächlich
	        
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